Die neuen Fälle von Rick Master 1: R.I.P., Rick! (Comic)

Die neuen Fälle von Rick Master 1
R.I.P., Rick!
(Les Nouvelles Enquêtes de Ric Hochet 1 - R.I.P. Ric, 2015)
Text: Zidrou
Titelbild und Zeichnungen: Simon van Liemt
Übersetzung: Uwe Löhmann
Splitter, 2017, Hardcover, 56 Seiten, 14,80 EUR

Rezension von Elmar Huber

Als der Journalist und Gelegenheitsdetektiv Rick Master eines Abends in seine Wohnung zurückkommt, erwartet ihn dort bereits Philippe Manière alias „das Chamäleon“, der Master dank plastischer Chirurgie nun zum Verwechseln ähnlich sieht. Manières Plan ist es, Masters Platz auf der Hochzeit von Kommissar Bourdon einzunehmen und das Brautpaar zu töten. Natürlich wäre für alle Welt der Journalist der Schuldige. So will der Verbrecher gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn während der Besatzungszeit war Bourdon für den Tod von Manières Vater verantwortlich.

 

Passend zum Start der „Rick Master“-Gesamtausgabe, hat man bei Splitter auch nochmals „R.I.P., Rick!“, Band 1 der neuen Fälle, aufgelegt. Beides - die ersten Bände einer Gesamtausgabe und der erste neue Fall - gab es zuvor bereits bei Kult Editionen, bevor der Verlag seine Tore schließen musste. „R.I.P., Rick!“, der als einmalige Hommage geplant war, wurde im Ursprungsland zu einer neuen Serie, und so gibt es im selben Monat bei Splitter auch gleich Band 2 der neuen Serie.

Doch zurück zu „R.I.P., Rick!“: Wer die immerhin über 70 Originalfälle des Zeitungsjournalisten als eher harmlos und naiv in Erinnerung hat, der wird sich hier ganz schön umsehen, denn Autor Zidrou („Die Adoption“, „Percy Pickwick“, „SHI“) und Zeichner Simon van Liemt liefern einen durchaus rauen Thriller ab, der zwar nicht in Brutalitäten badet, doch einen merklich erwachsenen Ton anschlägt.

Zum Beispiel lässt der Autor sehr lange im Dunkeln, dass der echte Rick Master nicht von Manière erschossen wurde. Auch die akribische Vorbereitung und Ausführung des Verbrechens (inklusive plastischer Operation und monatelangem Training) und die Bereitschaft, über die Leichen Unschuldiger zu gehen, weisen das Chamäleon als skrupellosen Killer aus. Dass der falsche Rick kurzerhand die Gelegenheit nutzt, um die aparte Kommissars-Nichte Nadine ins Bett zu bekommen und an Chorknabe Masters Stelle endlich in einer eindeutigen Szene zu vernaschen, kann ihm wohl niemand übelnehmen. Undenkbar in der Originalserie. Nicht zuletzt rückt das Motiv des Chamäleons den sauberen Kommissar Bourdon in ein eher gedämpftes Licht und macht Platz für zeitgemäße charakterliche Grautöne.

So lebt „R.I.P., Rick!“ vor allem von der straffen Handlung, doch ebenso von Manières Off-Kommentaren, die den naiven Duktus der Originalserie süffisant demontieren und eine Portion Humor in das Abenteuer einbringen. Und in diesen Momenten wünscht man sich fast, dass der draufgängerische Manière tatsächlich Masters Stelle einnimmt.

Die Zeichnungen sind immer noch deutlich cartoonhaft, doch eine Spur detaillierter und einen Akzent düsterer als Tibets Original. Besonders die Eröffnungsszene, in der Manière durch Ricks dunkles Appartement schleicht, sind dahingehend phantastisch gelungen.

„R.I.P., Rick!“ ist zugleich Hommage und gelungene Weiterentwicklung. Bleibt zu hoffe, dass die Ambivalenz dieses Bandes auch in den folgenden Abenteuern beibehalten wird.