Raging Fire (BD)

Raging Fire
China 2021, Regie: Benny Chan, mit Donnie Yen, Nicholas Tse u.a.

Rezension von Elmar Huber

Die Polizei von Hongkong bekommt einen Tipp, um endlich einen lange gesuchten Drogendealer hochzunehmen. Der Großeinsatz erweist sich als Falle, bei dem zahlreiche Polizisten sterben und die Drogen von einer dritten Partei, einer Gruppe maskierter Männer, gestohlen werden. Der altgediente Cheung Sung-bong (Donnie Yen) gelangt erst später an den Tatort und findet dort nur noch seine toten Kollegen vor.

Sung-bong folgt der Spur der Drogen und kommt der mysteriösen Gang immer näher, ohne zu ahnen, dass es sich um eine Gruppe ehemaliger Polizisten handelt, die unter der Führung von Cheungs ehemaligem Freund und Protegé Yau Kong-Ngo (Nicholas Tse) Rache am System üben wollen. Jahre zuvor hatte die Gruppe unter Zeitdruck und auf Anweisung von oben einen Informanten zu Tode geprügelt, wofür sie ohne die Rückendeckung ihres Vorgesetzten vor Gericht verurteilt wurden.

 

Auch mit seinem letzten Film - der Regisseur starb kurz nach Abschluss der Dreharbeiten - liefert Action-Maestro Benny Chan („New Police Story“) wuchtiges Adrenalin-Kino der gehobenen Klasse, das sich außerdem die Zeit nimmt, die Motivationen seiner Hauptfiguren nachvollziehbar zu ergründen und den Zuschauer damit auch emotional abzuholen.

Sung-bong und Kong-Ngo sind zwei ähnlich kompromisslose Männer, die das Schicksal auf verschiedene Seiten des Gesetzes verschlagen hat. Am besten funktioniert dieses Motiv, wenn die verkörpernden Schauspieler problemlos die Rolle des jeweils anderen spielen könnten. Donnie Yen und Nicholas Tse schenken sich hier nichts. Und „Raging Fire“ erinnert nicht nur mit dieser gelungenen Gegenspieler-Konstellation an Michael Manns modernen Klassiker „Heat“, denn kernige Shoot-outs auf den verstopften Straßen Hongkongs werden außerdem geboten.

Zwischen den schnellen und brachialen Action-Szenen mit viel Körpereinsatz sind ruhige Momente platziert, um immer wieder alles sacken zu lassen. Ebenfalls gelungen ist die Platzierung der Rückblenden, die nach und nach vermitteln, warum Kong-Ngo und seine Männer, einst selbst Polizisten, heute ohne Rücksicht auf Verluste gegen ihre ehemaligen Kollegen vorgehen. So wird dem Zuschauer schnell klar, wer sich hinter den Masken verbirgt, während Sung-bong noch einer Bande vermeintlich Unbekannter hinterherjagt. Ein schöner Drehbuch-Kniff, der den Film Story technisch noch aufwertet.

Wie im Hongkong-Kino üblich gibt es aus westlicher Perspektive einige Anflüge von Schwulst und Pathos, doch werden diese durch viele Pluspunkte wettgemacht.

„Raging Fire“ ist ein stylish-krachiger Hongkong-Actioner mit emotionaler Komponente. Gelungene Story, klasse gespielt, treffsicher und ohne Längen inszeniert.