Matthias Bauer: Das Tor - Neue makabre Geschichten (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 18. Februar 2022 08:27
Matthias Bauer
Das Tor - Neue makabre Geschichten
Phantastische Stories 9
Titelbild: Mario Heyer
Blitz, 2020, Taschenbuch, 170 Seiten, 12,95 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Elmar Huber
„Wenn Charles Foley sich später fragte, wann es angefangen hatte, kam ihm alles merkwürdig verschwommen vor. Er wusste, was geschehen war, doch die Zeit, der Eckpfeiler unserer Gesellschaft, schien in den Schatten verschwunden. Traumgleich fühlte sich das Ganze an, mit einem roten Mond, der über allem stand.“ („Inspiration“)
Ein junges Mädchen öffnet das Tor zum Paradies und stürzt damit die gesamte Menschheit ins Verderben.
Man sagt, dass Liebe den Tod überdauert, doch Hass vermag dies ebenso.
Der Rat eines Priesters bringt einem unproduktiven Schriftsteller endlich die notwendige Inspiration.
Ein Pfarrer verliert seinen Glauben, nachdem er eine ganze Familie beerdigen musste und wird danach auf die Probe gestellt.
Ein Filmkritiker mit einer Schwäche für die italienischen Giallo-Filme findet sich plötzlich selbst im Zentrum einer geheimnisvollen Mordserie wieder.
Der neue Job ist so öde, wie erwartet, die neue Kollegin dagegen umso aufregender. Und er wird sie nicht aufgeben, egal, was die anderen sagen.
„Paolo warf die Zigarette weg und bog in eine Seitengasse ein. Das alte Kopfsteinpflaster war in desolatem Zustand. Überall lauerte der Verfall, aber das machte die Faszination der Stadt aus. Das Meer, die Möwen, die Palazzi, die Pracht, der Moder dahinter - Venedig war eine Wasserleiche, aber von überragender Schönheit.“ („Giallo a Venezia“)
Mit „Reiche Ernte“ legte Matthias Bauer, vor allem als Teil des Autorenduos Zach/Bauer bekannt, 2018 seine erste Kurzgeschichten-Sammlung vor, die durchweg positive Resonanz hervorgerufen hat. Hier war durchaus eine ‚neue‘ Stimme zu hören, die es nicht notwendig hatte, übermäßig viele Körperflüssigkeiten zu vergießen. Außer vielleicht bei der Giallo-Geschichte, wo dies in der Natur des Genres liegt. Stattdessen überzeugen Matthias Bauers Geschichten in aller Kürze mit einem durchdachten Aufbau und meist noch einem finalen Schwenk ins Groteske.
Waren in „Reiche Ernte“ noch die überarbeiteten Frühwerke des Autors enthalten, werden in „Das Tor“ nun neue Geschichten präsentiert, die sich dem bisherige Kurzgeschichten-Œuvre nahtlos hinzufügen. Erneut packen die Erzählungen den Leser von den ersten Momenten an, hüllen ihn mit ihrer Atmosphäre ein und entlassen ihn mehr als einmal mit einem makabren Twist.
Matthias Bauers Stil ist keine Spur bemüht und gefällt in seiner gelungenen Verschmelzung von Klassik und Moderne. Hier macht sich der souveräne Roman-Autor bemerkbar. Als ähnlich genannt wurde bereits Stefan Melneczuk, doch auch Fans von Markus K. Korb und Erik Hauser werden sich gut unterhalten fühlen.
Ergänzt werden die Kurzgeschichten durch einige Gedichte, die eine weitere Facette des Autors zeigen.
Das Titelbild von Mario Heyer zeigt sogar ein Tor, hat aber keinen Bezug zu einer der Geschichten. Nichtsdestoweniger sehr gelungen und passend.
Nach „Reiche Ernte“ ist „Das Tor“ eine weitere Sammlung makabrer Geschichten, die klassisch wirken, aber ganz eigenständig sind. Schon beinahe anachronistisch in ihrer Blutarmut.