Conquest 1: Islandia (Comic)

Conquest 1
Islandia
(Conquêtes Volume 1: Islandia, 2018)
Text: Jean-Luc Istin
Titelbild und Zeichnungen: Zivorad Radivojevic
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2019, Hardcover, 80 Seiten, 18,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Elmar Huber

Nach dreißig Jahren im Kälteschlaf erreicht ein Besiedlungstrupp von der Erde den Eisplaneten Islandia. Der Erstkontakt mit den Einwohnern, unter Führung von Oberleutnant Kirsten König, verläuft unerwartet harmonisch. Doch während König die Chancen auf Verhandlung und eine einvernehmliche Besiedlung nutzen will, werden die Kolonisten angesichts des nahen Ziels nervös und drängen, den Planeten endlich erschließen zu können. 

Es kommt zu unerklärbaren Bränden und Explosionen, sowohl am Boden wie auch in den Raumschiffen, denen eine Reihe Siedler zum Opfer fallen. König will nicht an Angriffe der friedlichen Islandier glauben, doch es gibt keine andere sinnvolle Erklärung. Außerdem machen ihr heftige Visionen zu schaffen, die eine Verbindung zwischen ihr und den Planetenbewohnern nahelegen.


Mit „Conquest“ aus dem Hause Soleil hat Splitter eine neue Comic-Anthologie-Serie im Stil von „Androiden“ am Start. Verschiedene Künstler-Duos zeichnen für die einzelnen Bände verantwortlich, die auch jeweils eine abgeschlossene Geschichte erzählen. Es geht um die Kolonisation fremder Planeten und das Unvermögen der Menschen, dies auf friedlichem Weg zu bewerkstelligen.

In „Islandia“ ist Hauptfigur Kirsten König am interessantesten gezeichnet, einfach weil sie selbst nicht genau weiß, was mir ihr los ist. Zu ihrem überraschenden Verständigungsgeschick mit den Einwohnern des fremden Planeten kommen noch die religiös gefärbten Tagträume und Visionen, die sie auch schon mal mehrere Tage auf die Krankenstation befördern. Die anderen Charaktere sind mehr zweckmäßig als besonders eindringlich gezeichnet. Einige Handlungselemente sind auffallend bekannt, doch ist alles zu einem funktionierenden Ganzen zusammengefügt.

Als Film könnte „Islandia“ sowohl eine effektlastige Großproduktion wie auch ein günstiges B-Movie sein, das gut mit seiner Story punkten kann. Dabei scheint die Geschichte zunächst vorhersehbar abzulaufen, was Starautor Jean-Luc Istin („Alice Matheson“, „Elfen“) mit einigen überraschenden Entwicklungen aufbricht und in eine unerwartete Richtung lenkt. Leider werden einige interessante Handlungselemente jedoch reichlich oberflächlich abgefrühstückt. Auch die Anleihen an und Verweise auf die irdische nordische Mythologie hätten gern noch weiter ausgebaut werden dürfen.

Die Zeichnungen von Zivorad Radivojevic („Alice Matheson“) überzeugen vor allem in den großformatigen Darstellungen von Landschaften und Militärgerät. Personen sind ebenfalls sehr gut dargestellt, wirken jedoch in ihrer Mimik und ihren Bewegungen steif.

„Islandia“ ist Military SF mit Mystery-Faktor. Die Story gibt eigentlich mehr her als das, was auf den 80 Seiten umgesetzt wurde.