T. E. D Klein: Die Ereignisse auf der Poroth-Farm (Buch)

T. E. D Klein
Die Ereignisse auf der Poroth-Farm
(The Events at Poroth Farm, 1972)
Mit einem Essay von S. T. Joshi
Übersetzung: Michael Siefener
Wandler, 2021, Hardcover, 168 Seiten, 15,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Jeremy sucht ein klein wenig Abgeschiedenheit, um sich auf seine neue Aufgabe als Lehrer an einem College vorzubereiten. Abseits des großen Trubels des Big Apples will er die Klassiker der unheimlichen Literatur in Ruhe und mit Muße studieren, sich intensiv und konzentriert auf seinen Kurs einstimmen.

In New Jersey, knapp 40 Meilen von der Stadt, die niemals schläft entfernt, findet er die gesuchte Abgeschiedenheit. Hier leben die Nachfahren der Täuferbewegung, leben mit und vom Land, gehen ganz in sich ruhend und entschleunigt in ihrem Glauben auf.

Auf der Farm der Poroths mietet sich Jeremy ein, wird gut verköstigt, findet seine Passion als Kammerjäger und spielt mit den Familienkatzen. Doch nach und nach wird alles, was ihm anfänglich als Idyllisch und geborgen erschien, zu etwas Verstörendem, etwas Unheimlichen, etwas Beängstigendem…


T. E. D. Klein, verantwortlicher Herausgeber der „Twilight Zone“, hat viel zu wenig publiziert. Das Wenige aber, da sind sich Leser wie Fachleute einig, gehört zu dem Besten an übernatürlichem Grauen, das die US-Literatur-Szene der 70er Jahre hervorgebracht hat. Ein Roman sowie eine Sammlung mit Kurzgeschichten, beides in nicht unbedingt ganz tollen Übersetzungen damals zeitnah auch bei uns publiziert, erschienen, dann blieb weiterer Nachschub bedauerlicherweise aus.

Der Wandler Verlag legt nun eine Novelle in einer wunderbar gestalteten und von Meister Michael Siefener höchstselbst kongenial ins Deutsche übertragenen, neuen Übersetzung vor.

Beigegeben hat der Verlag dem Band neben erläuternden Anmerkungen Siefeners auch ein informatives Nachwort S. T. Joshis, der zurecht als einer der ganz großen Kenner der Materie gilt.

Dieser ordnet den Text ein und, wie es auch dem Leser aufgefallen ist, nimmt uns wie Klein an die Hand und macht mit uns einen Streifzug durch die unheimliche klassische Literatur beginnend mit „Das Schloss Otranto“ und „Der Mönch“ bis hin zu Shirley Jackson und Aleister Crowley reicht die Spanne.

In den Tagebuchauszügen, mit denen der Verfasser seine Unschuld am Mord an der Hausherrin zu beweisen sucht, wirken diese Streifzüge erstaunlicherweise nicht etwa als aufgesetzter Fremdkörper, sondern reichern die Handlung an. Dabei setzt der Verfasser auf viel Stimmung; knallige Grusel-Szenen oder gar Gewaltausbrüche sucht man hier - glücklicherweise - vergebens. Es ist eine subtilere Art des Horrors, den uns Klein offeriert - weit von den momentan so angesagten Splatter- und Extrem Horror-Orgien entfernt, dafür umso tiefer etwas in uns anrührend, etwas, das uns das Licht anmachen, den Vorhang zuziehen lässt vor dem, das da draußen lauert.

So bleibt der Eindruck, ein handwerklich vorzüglich gemachtes Buch für einen sehr moderaten Preis in Händen zu halten, ein Stück unheimliche Literatur, die beweist, dass der Ruf den Klein in Kennerkreisen besitzt, wahrlich zurecht so gut ist, ein wunderbares kleines Bändchen, das uns einen Autor wieder ins Gedächtnis ruft, den man als Freund der Weird Fiction gelesen haben sollte.