Michael Haitel & Jörg Weigand (Hrsg.): Gespiegelte Fantasie - Franz Rottensteiner zum 80. Geburtstag (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 18. Januar 2022 16:32
Michael Haitel & Jörg Weigand (Hrsg.)
Gespiegelte Fantasie - Franz Rottensteiner zum 80. Geburtstag
Titelbild: Thomas Franke
p.machinery, 2022, Paperback, 296 Seiten, 17,90 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Franz Rottensteiner jemandem vorzustellen, der sich etwas intensiver mit dem Genre der Phantastischen Literatur beschäftigt, dies hieße wahrlich Eulen nach Athen tragen. Was hat dieser Mann in seinem Leben nicht alles initiiert und auf den Weg gebracht? Im Insel-Verlag brachte er zwischen 1971 und 1975 die auf blasslila Papier gedruckte Reihe „Phantastische Wirklichkeit - Science Fiction der Welt“ heraus, in der er dem deutschsprachigen Leser erstmals Autoren wie Cordwainer Smith, Brian W. Aldiss oder die Strugatzkis präsentierte.
Zwischen 1975 und 1982 betreute er im Paul Zsolnay Verlag die Reihe „Phantastische Romane“ sowie die „H. G. Wells Edition“ von 1979 bis 1985. Als Berater begleitete er von 1980 bis 1998 für Suhrkamp dessen „Phantastische Bibliothek“. Nicht ohne Grund hat sich p.machinery bemüht, den Band optisch an die legendäre Reihe in lila Gewand anzulehnen - ein schönes Gimmick.
Daneben gab er noch gut 50 Anthologien heraus, öffnete für viele europäische Autoren in seinen englischsprachigen Sammelbänden die Tür in die englischsprachige Welt, machte sich für Märchen stark und, wahrlich nicht zuletzt, sorgte mit seinen Artikeln und Rezensionen dafür, dass auch die sekundärwissenschaftliche Aufbereitung der Phantastik bei uns vorankam.
Seine Kritiken waren und sind gefürchtet, ist sein Urteil doch immer fundiert und letztendlich gnadenlos, wenn der Text seinen Anforderungen nicht entspricht. Dass er dies in seinen Rezensionen immer inhaltlich nachvollziehbar begründet, macht diese so lesenswert und letztlich zu einem Gradmesser für die jeweilige Qualität beziehungsweise den Mangel derselben.
Dass er seit Jahrzehnten sein das Magazin „Quarber Merkur“ herausgibt, sei ebenfalls erwähnt.
Zu seinem Ehrentag haben die beiden Herausgeber Weggefährten, Kollegen und Freunde um Beiträge zu dieser Festschrift gebeten.
Herausgekommen ist dabei ein Band, der in ganz unterschiedlichen Beiträgen das Bild eines Mannes zeichnet, der immer ein von der Literatur - insbesondere der phantastischen - besessener Mensch war und ist, der es hier zu Ruhm und Ansehen gebracht hat, dies seiner qualitativ hochwertigen Arbeit verdankt, der ein manches Mal schwieriger, unbequemer Charakterkopf war und ist, dabei aber immer ehrlich und integer.