Maddrax 573: Die schlafende Stadt, Stefan Hensch (Buch)

Maddrax 573
Die schlafende Stadt
Stefan Hensch
Bastei, 2022, Romanheft, 68 Seiten, 2,10 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Matthias Hesse

Nachdem ihre „bösen“ Kopien den kaiserlichen Enkel getötet haben, ist das Verhältnis Pilatres zu Matt und Aruula zerrüttet. Mit Beharrlichkeit und der Unterstützung Iras gelingt es Matt zwar, ihm seinen Plan zur weiteren Bekämpfung der Dunklen zu unterbreiten - Pilatres Schmerz über den Verlust und den Vertrauensbruch aber bleiben  lebendig und lassen ihn gar über Vergeltung nachdenken. 

 

Ausgehend von dieser Gemengelage gelingt es Stefan Hensch in seinem unaufgeregten, aber äußerst lesenswertem Beitrag “Die schlafende Stadt”, das zuletzt doch eher hyperaktive Handlungsungetüm zu fokussieren und erinnert die Leser daran, worum es hier eigentlich nochmal ging: die Rettung der uns bekannten Welt vor der Beeinflussung durch die Diener des Dunklen Gottes, die durch einen Dimensionsriss aus einer parallelen Realität gekommen sind.

Bei aller Lovecraftschen Anmutung und Ausgestaltung dieser finsteren Invasion haben wir es aber nicht mit paranormalem Horror zu tun, sondern dem Erbe einer kosmischen Entität, des Streiters - auch das ist nicht gerade Hard-SF reinsten Wassers, aber steht doch in bester MX-Tradition für eine irgendwie noch rationale, naturwissenschaftliche Ursache für die Irrungen und Wirrungen, mit denen das Maddraxiversum so zu kämpfen hat.

Und da war doch einiges los in letzter Zeit: die durchgeknallte Haaley und ihr leidensfähiger Freund Smitty, eine Parallelwelt-Kopie des einstigen Antagonisten; die Wandlung Kormacks vom Bösewicht und ambivalenten Charakter; die Reaktivierung des Tachyonengezüchts, der Rachefeldzug Vasraas, die Schmierfinger des Unterweltkönigs King Kurd und die Abenteuer Victorius' in der Parallelwelt, flankiert von seinem Dämon Umbusi, der, wie wir nun dank Hensch wissen, ein Dibbuk ist, eine ruhelose Seele, die fremde Körper okkupiert.

Wie schön, dass es dem Autor gelingt, das alles mal über einen Leisten zu ziehen und ein wenig Übersichtlichkeit in das Ding zu bringen. Es passiert ja in der aktuellen Episode immer noch genug, um keine Ritalin-Langeweile aufkommen zu lassen. Kritisch könnte ich anmerken: Mehr als genug. Allein die Konfrontation Umbusis mit seiner Lebensgeschichte böte ausreichend Material für einen eigenen Roman und bekommt leider viel weniger Raum, als ihr angesichts der wirklich guten Story zustünde. Auf der anderen Seite wird eine aufwändige Operation zur Stabilisierung des Dimensionsportals sehr datailverliebt geschildert - angesichts der Tatsache aber, dass der Plan wie am Schnürchen läuft, ist dies nicht gerade ein Garant für eine nägelkauende Leserschaft.

Doch alles in allem sorgt die ruhige Erzählweise, die diesen Roman prägt, für eine düstere Atmosphäre, psychologische Genauigkeit, packende Szenen und auf den letzten Seiten für einen Cliffhanger, der Lust auf die Fortsetzung macht.