Laura Lee Logan: Die Macht der Lustspiele (Buch)

Laura Lee Logan
Die Macht der Lustspiele
Blue Panther Books, 2021, Taschenbuch, 174 Seiten, 12,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Unter dem Alias Laura Lee Logan schreibt eine Autorin aus dem Kölner Raum, Jahrgang 1983, erotische Geschichten. Sie kann bereits Veröffentlichungen unter anderem Namen in verschiedenen Genres vorweisen. Über sich sagt sie, dass sie Freude an den kleinen Alltagsdramen um Liebe, Lust und Leidenschaft mit und ohne Happy End hat und dabei auch ganz gern in die Abgründe der menschlichen Seele blickt.

Nach „Der betörende Duft von Jasmin“ ist „Die Macht der Lustspiele“ ihr zweiter Roman bei Blue Panther Books. Über den beigefügten Code kann man kostenlos ihre Online-Story „Der Frauenarzt“ herunterladen.

 

Obwohl Jacky mit Lucas glücklich verheiratet ist, sie zwei Kinder haben und ihr Leben nicht besser sein könnte, scheint doch etwas zu fehlen - warum sonst träumt sie ständig von den Händen anderer Männer, die ihr Lust bereiten? Jacky vertraut sich ihrer Freundin Nelly an, die das völlig normal findet, schließlich sind es bloß Träume, und Lucas ist außerdem der erste und einzige Mann in Jackys Leben.

Um auf andere Gedanken zu kommen, besuchen die beiden Frauen einen Nachtclub, in dem Jacky ein wenig flirten soll, um herauszufinden, ob ein One Night Stand und das Risiko, dass ihre Ehe zerbricht, wirklich das ist, was sie will. Enthemmt durch die Drinks lässt sich Jacky tatsächlich von einem jungen Mann Avancen machen, doch als er ihr an die Wäsche geht, bringt sie das im letzten Moment in die Realität zurück.

Entsetzt darüber, was beinahe passiert wäre, beichtet sie Lucas, der bereits gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt, ihre Träume und den Fast-Fehltritt. Daraufhin herrscht erst einmal eisiges Schweigen, bis er begreift, dass Eifersucht und Wut nicht helfen und er etwas unternehmen muss, um ihre Ehe zu retten und Jacky zu geben, was sie vermisst. Er hat auch schon eine Idee.

Tatsächlich blüht das Sex-Leben des Paares auf dank der phantasievollen Rollenspiele, die im eigenen Haus, im Hotel, im Büro und an anderen Orten stattfinden. Aber dann ist es ausgerechnet Lucas, der, Jackys Träume aufgreifend, anregt, einen Mitspieler einzuladen. Ob das gutgeht?


Laura Lee Logan thematisiert eine Problematik, die wohl in so mancher Beziehung totgeschwiegen oder gar zum Anlass der Trennung wird: Die erste große Liebe wird, jung und ohne dass beide nennenswerte sexuelle Erfahrungen haben, geheiratet, nach einigen Ehejahren stellt sich die Angst ein, etwas versäumt zu haben, woraus die Neugierde erwächst, wie es wohl mit anderen Partnern wäre.

Glückliche Paare, die wissen, was sie aneinander haben, werden in den meisten Fällen ihre gemeinsame Zukunft wegen eines belanglosen, vielleicht unschönen Abenteuers nicht aufs Spiel setzen, es bei Träumen belassen und in dem, was man hat, Zufriedenheit finden. Andere gehen das Wagnis ein, können den Seitensprung eventuell sogar geheimhalten, doch ob die Erfahrung das schlechte Gewissen und eine belastete Beziehung wert ist, steht auf einem anderen Blatt.

Die Alternative, welche die Autorin aufzeigt, lautet, über seine Wünsche offen zu sprechen, was natürlich die Gefahr birgt, den Partner, der sich womöglich für unzulänglich halten wird, zu verletzen, oder dass gar die Büchse der Pandora geöffnet wird, jeder seine Affären sucht, einer oder beide neue Partner finden und die Ehe zerbricht.

Die Protagonisten liefern selbst das Beispiel, dass es nicht leicht ist, über solche Probleme zu reden, ohne dadurch mit neuen Schwierigkeiten konfrontiert zu werden. Lucas reagiert eifersüchtig und gekränkt, doch er liebt Jacky, kann ihr verzeihen (zumal nichts geschehen ist) und sucht nach einer Lösung. Sein Vorschlag, ab und zu den Alltag hinter sich zu lassen, in spannende Rollen zu schlüpfen und hemmungslosen Sex zu genießen, hilft beiden nicht nur aus der Krise, sondern erfüllt die bisher geheimen Wünsche ganz ohne Seitensprung.

Aber Lucas hat nun Blut geleckt, neue Sehnsüchte erwachen: Er möchte Jacky in den Armen eines anderen beobachten. In einem Roman, vielleicht auch in einer offenen Beziehung, in der es strikte Regeln gibt, jeder auf seine Kosten kommt und zwischen Liebe und Sex getrennt wird, mag das gutgehen, aber in der Realität einer monogamen Beziehung dürfte es eher nicht (ohne Krisen) funktionieren.

Von daher sollte man den unterhaltsamen Erotik-Roman auch als solchen betrachten: als eine Lektüre, die Spaß macht, eventuell einige Anregungen vermittelt, aber nicht wirklich zum Nachahmen empfohlen ist.