Das Nachtleben der Götter (Hörspiel)

Thorne Smith & Balthasar von Weymann
Das Nachtleben der Götter
Sprecher: Detlef Bierstedt, Konrad Bösherz, Tanya Kahana u.a.
Folgenreich, 2021, 2 CDs, ca. 112 Minuten, ca. 13,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Balthasar von Weymann und das Team von Interplanar/Folgenreich wagen sich inzwischen auch an ganz andere Literatur-Adaptionen, die zwar den phantastischen Genres treu bleiben aber dennoch einen ganz eigenen Weg gehen, wie etwa das hier vorliegende „Das Nachtleben der Götter“, dessen amerikanisches Original bereits 1931 erschien.

 

Der wohlhabende Privatgelehrte Hunter Hawk hat eine bahnbrechende Erfindung gemacht, die seine Verwandtschaft und auch der Rest der Welt nicht so wirklich zu schätzen wissen, denn er kann lebende Wesen in Statuen verwandeln und das Ganze auch wieder umkehren.

Wirklichen Sinn sieht er erst in dem Gerät, als er die geheimnisvolle Unsterbliche Meg Turner kennen lernt, die Steinernes zum Leben erwecken kann.

Gemeinsam suchen sie das Metropolitan Museum auf und beleben dann einfach einmal ein paar Götterstatuen, nicht ahnend, was sie damit anrichten. Denn Merkur, Neptun, Diana, Juventas und Bacchus sind mit dem Leben im New York des Jahres 1930 nun gar nicht vertraut.


Kennen wir das nicht aus den Pulp-Romanen und Serials, die in den 30er Jahren aufkamen? Ein schräger Wissenschaftler macht eine Erfindung, die zwar ganz nett wirkt, aber mit der keiner etwas anfangen kann. Und dann ist da die junge Frau, die mit einer Gabe ausgestattet ist, die sie auch nicht allzu oft anwenden kann, ohne unangenehm aufzufallen. Beide zusammen haben aber sichtlich Spaß und sorgen natürlich für Chaos, als sie einige Gottheiten auf das Nachtleben des frühen New York loslassen, die mit der Moderne so gar nichts am Hut haben und ihre Gewohnheiten auch nicht lassen können.

Humorvoll und mit einem deutlichen Augenwinkern erweckt das Hörspiel die Zeit stimmungsvoll zum Leben. Musik und Sound führen einen gleich in die entsprechende Zeit zurück und lassen diese vor dem inneren Auge entstehen. Gleichzeitig nutzt die Handlung auch die Gelegenheit, die Kultur der Moderne durch die Sicht der Götter ein wenig auf die Schippe zu nehmen. Blauäugig und naiv sind lange nicht alle der zum Leben erwachten Statuen, gerade die männlichen Götter wie Merkur und Bacchus scheinen genau zu wissen, was sie wollen.

Die Sprecher haben ihren Spaß an den Figuren, die sie alle mit einer gewissen Leichtigkeit spielen und sich selbst dabei nicht so ernst werden, gerade wenn ihr Charakter als ein wenig stur oder schlicht gestrickt dargestellt wird. Rollenbilder und Klischees entsprechen denen der Zeit, in denen das Original entstand, die Handlung ist in sich abgerundet und findet ein überschaubares, aber auch passendes Ende für alle Figuren. Selbst für den Wissenschaftler, der am Ende erkennt, was für ihn wirklich wichtig zu sein scheint.

„Das Nachtleben der Götter“ ist ein unterhaltsames, wenn auch kein tiefsinniges Hörspiel, das die frühen 30er Jahre wieder zum Leben erweckt und sich auf augenzwinkernde Weise über die Moderne und ihre Menschen lustig macht. Die fast zwei Stunden vergehen wie im Flug, denn es gibt immer Momente zum Schmunzeln oder Mitfiebern.