Arkham Horror 2: Litanei der Träume, Ari Marmell (Buch)

Arkham Horror 2
Litanei der Träume
Ari Marmell
(Arkham Horror: Litany of Dreams, 2021)
Übersetzung: Bernd Perplies
Titelbild: John Coulthart
Cross Cult, 2021, Paperback, 380 Seiten, 15,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Das Schöne an den Romanen zum preisgekrönten Brettspiel „Arkham Horror“ ist, dass man eigentlich nur ein wenig Ahnung vom Kosmos haben sollte, den H. P. Lovecraft erschaffen hat. Die Geschichten sind mehr oder weniger in sich abgeschlossen; es gibt sicherlich einen übergeordneten roten Faden, aber dieser ist auch in „Litanei der Träume“ erst einmal nicht von Belang.

 

Erst verschwindet ein begabter Student der Miscatonic University spurlos, dann macht sich sein Doktorvater auf die Suche nach ihm und wird ebenfalls nicht mehr gesehen. Das beunruhigt Elliot Raslo so sehr, dass er sich auf die Suche nach seinem Mitbewohner macht und auf eigene Faust ermittelt. Doch auch er hat Schwierigkeiten, suchen ihn doch seit einiger Zeit Albträume und ein Lied heim, das nicht mehr aus seinem Kopf verschwinden will und wie ein Lockruf wirkt.

Trotz aller Warnungen folgt er den Spuren, verbündet sich mit einem Eskimo, der auf der Suche auch einem seinem Volk gestohlenen Artefakt ist, und gerät schon bald in ein Szenario des Grauens, das alles noch schlimmer macht. Gibt es ein Entkommen aus dem Wahnsinn?


Mitte der 1920er Jahre ist auch im beschaulichen Arkham und der in der Nähe liegenden Bibliothek alles beim Alten und die klassischen Rollenbilder werden nach außen hin nicht wirklich hinterfragt. Aber immerhin schafft es eine Bibliothekarin, in der Geschichte eine etwas größere Bedeutung zu erlangen und ebenfalls aktiv zu sein. Der Fokus selbst liegt allerdings mehr auf dem jungen Mann, der sich um seinen Freund sorgt, aber selbst auch das Gefühl hat, langsam wahnsinnig zu werden. Die Suche gibt ihm wenigstens Antwort und Klarheit, dass die Stimme und das Lied in seinem Kopf nicht von ungefähr kommen.

Wie man es aus vielen Pulp-Adaptionen vom Lovecraft-Kosmos kennt, wird die Handlung hier auch mit jeder Menge Action erzählt, denn es geht ordentlich zur Sache und mit ekeligen Momenten wird nicht gespart. Das Ganze wird von Marmell flott und unterhaltsam erzählt, die Figuren bewegen sich lebendig vor einem interessanten Hintergrund, der Lust auf Mehr macht. Das eigentliche Abenteuer ist glücklicherweise in sich geschlossen, man merkt aber auch, dass der Roman Teil eines größeren Plans sein könnte.

Die Figuren wachsen dem Leser ans Herz, auch die Stimmung der Zeit und des Genres wird gelungen eingefangen. Wer also Horror im Stil von Lovecraft und seinen Freunden sucht, wird jedenfalls gut unterhalten, denn es findet sich alles, was man sich für ein solches Buch wünscht: Horror, Spannung und interessante Entwicklungen, auch bei den Figuren.

„Litanei der Träume“ mag zwar auf dem Brettspiel basieren, funktioniert aber auch für alle Leser, die nur Lovecraft selbst oder das Pen-und-Paper-Rollenspiel „Cthulhu“ kennen, denn die Atmosphäre stimmt und die Handlung wird spannend umgesetzt, so dass die Lektüre einen zufrieden zurücklässt.