Twilight Imperium 1: Zerbrochene Leere, Tim Pratt (Buch)

Twilight Imperium 1
Zerbrochene Leere
Tim Pratt
(Twilight Imperium: Fractured Void, 2021)
Übersetzung: Johannes Neubert
Titelbild: Scott Schomburg
Cross Cult, 2021, Paperback, 374 Seiten, 15,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Die Mentak-Koalition ist einzigartig in der Galaxis. Hier, und nur hier leben Vertreter unterschiedlichster Spezies friedlich und harmonisch zusammen, bilden ein Mehr als die Summe ihrer Mitglieder und beweisen, dass Toleranz und Harmonie zu wahrlich Großem befähigt. Dazu muss man wissen, dass die Angehörigen der Koalition eines verbindet: Sie sind allesamt Gauner, Diebe und Verräter!

Mit ihren so unterschiedlichen Gaben und Befähigungen; haben sie perfekte Tarnsysteme ebenso geschaffen, wie Programme, die die KIs jedes Schiffes in Nullkommanichts knacken können. Kein Opfer kann ihnen entkommen, keine Macht ist vor ihnen geschützt.

Captain Felix Duval und seine Crew der „Temeraious“, bestehend aus einem zweieinhalb Meter großen Löwen auf zwei Beinen sowie einer sich unsichtbar machend könnenden Hylar, sind für die Koalition am Rand der Hegemonie zum Schutz von einigen Sonnensystemen eingesetzt - ja, ich weiß, ein Scheiß-Job, so nach dem Motto „Ab aufs Abstellgleis“; nur, jemand muss das ja auch machen.

Dann versucht ein getarntes Raumschiff der Erde einen in einem Nichts von einem Dorf lebenden Mann zu entführen.

Jetzt wird es interessant; nicht nur, dass die Crew der „Temerarious“ es mit einer mit allen Wassern gewaschenen terranischen Agentin zu tun bekommt, auch das potentielle Entführungsopfer, Thales, schleppt so einige Geheimnisse mit sich herum. Es stellt sich heraus, dass Thales an der Schaffung künstlicher Wurmlöcher forscht - und wohl kurz vor dem erfolgreichen Abschluss seiner Technologie steht.

Ein Wettlauf dreier Mächte der Galaxis beginnt, komplett mit Kommando-Unternehmen (so wie in Infiltration einer potentiell feindlichen Raumstation, um eine dort festgehaltene Ingenieurin zu entführen, pardon zu befreien natürlich), dem Besuch eines Weltraumfriedhofs, der unfreiwilligen Ermordung eines Dekans einer Universität etc. - sprich, unserer Crew und dem unsympathischen, cholerischen, aufgeblasenen und arroganten Thales wird es wahrlich nicht langweilig…


Das Strategie-Brettspiel „Twilight Imperium“ stand als Grundlage für diesen sehr unterhaltsamen Roman Pate. Aus dem Game übernahm der Verfasser die Welt, in der er seine mehr als actionreiche und rasant aufgezogene Handlung ablaufen lässt.

Natürlich sind die Charaktere nicht wirklich vielschichtig, hat der Plot so einige logische Löcher - ja gut, deren viele und recht ausgedehnte. Nur, das stört die Lesefreude kein Bisschen!

Voller Vergnügen folgt man der Crew, über deren beiden nichtmenschliche Mitglieder ich sehr gerne noch weit mehr erfahren hätte, ins Abenteuer. Und ihre Gegner sind wirklich versiert, in dem was sie tun, so dass es an Dramatik und Verwicklungen wahrlich nicht mangelt.

Natürlich nimmt der Verfasser Anleihen bei vielen bekannten Vorbildern; der Schiffsfriedhof/Schrottplatz mit dem mit allen Wassern gewaschenen, habgierigen Händler, die beiden feindlichen Agentinnen, die ihnen nachstellen hat man so ähnlich bereits anderswo gelesen. Doch auch dies ist nicht schlimm, einfach weil die Mischung stimmt und einem die Handlung an die Hand nimmt und nicht mehr loslässt. Das überraschende Finale, das erst den Grundstein für die weiteren beiden Bände setzt, das alles sorgt für einen Lesesog, der einen an die Seiten fesselt.

So ist dies eine Space Opera, die das Beste aus der „guten, alten Zeit“ mit einem diversen Universum verbindet, die packend und rasant zu unterhalten weiß und neugierig darauf macht, wie es weitergehen wird.