Torsten Weitze: Die Stadt der Schurken - Der 13. Paladin 11 (Buch)

Torsten Weitze
Die Stadt der Schurken
Der 13. Paladin 11
Titelbild: Petra Rudolf
bene Bücher, 2021, Paperback, 525 Seiten, 17,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Einer der Paladine ist tot, ein besonders mächtiger Doppler hat ihn gemeuchelt - etwas, das nicht hätte passieren dürfen, etwas, das eine Katastrophe ist. ER, DER ZWINGT scheint somit auf der ganzen Linie triumphiert zu haben, nicht länger kann der Kampf der dreizehn von den Göttern auserwählten Paladine gegen diesen eine Chance auf Erfolg zu haben. Die Dreizehn sind ausgelöscht, nicht länger vollständig - lasset alle Hoffnung fahren, ihr Völker.

Doch kann dies wirklich der Wille der Götter (und des Autors) sein? Uldini, einer der Alten, der mächtigste der Magi, fängt in seinem Flammenstern den Segen der Götter ein und überträgt diesen auf den Sohn Feuer-im-Blicks. Ein junger Mann, Hakanu, muss nun den Platz seines Vaters einnehmen. Dass er die Anlagen und den Mut hat, IHM, DER ZWINGT zu widerstehen ist offensichtlich - sieht er selbst sich doch gern als Held.

Ahrem, dreizehnter Paladin, übernimmt die Aufgabe, seinen neuen Kameraden auszubilden - eine Queste, die sich als weit schwieriger und nervenaufreibender erweist, als gedacht. Der junge Mann ist voller Selbstvertrauen, Übereifer und Wagemut. Er muss erst lernen, dass es keinen Sieg ohne Verluste - innere, wie äußere - gibt, dass jeder Kampf mit Gefahren und Verletzungen einhergeht und dass die von den Barden so hoch gepriesenen Taten immer ihre Spuren auf der Seele der Helden hinterlassen.

Auf ihrem Weg in die ewigen Weiten des Eises, in denen sie den verschollenen Paladin Yollock vermuten, kommen die Gefährten an Gol-Konar vorbei - einer Stadt, vor der sich selbst finsterste Verbrecher fürchten, ein Ort, an dem das Messer locker sitzt, ein Leben wertlos ist und die Sklaverei muntere Erfolge feiert.

Und sie werden bei dem Versuch, eine Sklavin zu finden und zu befreien schon sehnsüchtig von einem Schergen von IMH, DER ZWINGT erwartet…


Hoppla, da hat es unser Autor mit seinem Erzähler so gar nicht gut gemeint. Zwar schließt Ahren mit seiner geliebten Khara den Bund, doch dass er dann einen jungen Mann, der das Bild das die Barden von unserem dreizehnten Paladin zeichnen abgöttisch verehrt, ausbilden soll, das kostet ihn Nerven und bringt ihn öfter als er es wahrhaben will an den Rand seiner Kräfte. Jetzt kann er nachfühlen, wie es seinem väterlichen Ausbilder lange Jahre gegangen ist. In kürzester Zeit muss er den jungen Kämpfer nicht nur körperlich auf die bevorstehenden Aufgaben vorbereiten, sondern auch sein Wesen formen. Keine einfache Aufgabe - gut also, dass er in seinen Kameraden Unterstützung findet.

Dann stellt uns Weitze eine Stadt vor, für die der Titel "Stadt der Schurken" noch geschmeichelt ist. Eine Stadt, in der Psychopathen ihr Unwesen treiben, in der es Menschlichkeit und Mitgefühl schlicht nicht gibt und in der sich daher ein Doppler mehr als heimisch fühlt. Dass unsere Helden bereits erwartet werden, dass ein finsterer Plan sie zu töten anläuft, sorgt für die notwendige Dramatik. Unser neuer Paladin und sein Vertrauenstier - ein Flimmerfuchs - lockern die eigentlich dramatische und finstere Handlung dann auf.

Geschickt präsentiert uns Weitze diesmal einen gereiften Protagonisten. Über die Bände hinweg konnten wir miterleben und nachvollziehen, wie er angesichts der Abenteuer, der Begegnungen und auch der Verluste gereift ist, wie er Niederlagen einstecken und verarbeiten musste - gerade an diesen aber auch immer weiter zu einer Persönlichkeit und einem charismatischen Anführer gereift ist.

Nun begegnet uns ein anderer Mensch; ein Mensch, der die Ausbilder- und Vaterrolle übernehmen darf, nein muss. Das fordert von ihm ganz andere Qualitäten, die er aber - wenig überraschend - natürlich gut meistert. Dass es dabei nicht ohne Reibereien, Missverständnisse und Fehltritte abgeht, macht die Darstellung nur in sich überzeugender und glaubwürdiger.

Der Plot selbst bietet mit der abgelegnen Hafenstadt ein neues, interessantes Setting und darin eingebettet eine abenteuerliche, dramatische Handlung.

Das Tempo bleibt also hoch, der Spannungsbogen straff gespannt und die Lesefreude ungetrübt.