Riordan, Rick: Diebe im Olymp – Percy Jackson 1 (Buch)

Rick Riordan
Diebe im Olymp
Percy Jackson 1
(Percy Jackson: The Lightning Thief)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Gabriele Haefs
Titelillustration: Helge Vogt
Carlsen, 2010, Hardcover, 448 Seiten, 16,90 EUR, ISBN 978-3-551-55437-6

Von Carsten Kuhr

Percy Jackson ist ein 12-jähriger amerikanischer Junge, der so seine Schwierigkeiten hat, sich einzufügen. Jährlich muss er eine Schule nach der anderen verlassen, seine Legasthenie, seine Hyperaktivität und seine Unfähigkeit, sich unterzuordnen und Freunde zu finden, bestimmen sein Leben.
Nach einem weiteren Katastrophenjahr auf einem Internat für Schwererziehbare vernichtet er seine dämonische Mathelehrerin mit einem – Kugelschreiber, der sich in ein Schwert verwandelt?

Nicht genug, dass er mit seinen Lehrern Probleme hat, von seinem saufenden, Poker-süchtigen Stiefvater getriezt wird, jetzt beginnt auch noch seine ganze Umwelt verrückt zu spielen. Sein bester und einziger Freund ist ein Satyr, sein Lehrer ein Zentaur – ist er vollends übergeschnappt?
Er flieht, verfolgt von den Horden des Hades, zu einem Sommer-Camp, in dem Halbblut-Kinder trainiert werden.

Wir ahnen es bereits, Percy ist der Sohn eines Gottes und einer menschlichen Frau. Die griechischen Götter sind mitten in unserer Welt aktiv. Ihren Wirkungsbereich haben sie in die USA verlegt, doch jetzt droht ein veritabler Götterkrieg. Zeus wurde sein Blitz gestohlen, und Poseidon, Percys Vater, soll der Täter sein. Zusammen mit dem Satyr und einer Tochter von Athene macht Percy sich auf in den Hades, um dort nach dem Blitz und nach seiner Mutter zu suchen. Doch zunächst wird er von Ares, dem Gott des Krieges auf einer Harley Davidson verfolgt, die Furien sind ebenso hinter ihm her, wie Minotauren, Gorgonen und das Auge des Gesetzes. Als er dann den wahren Schuldigen entlarvt, will keiner der Mächtigen des Olymp die drohende Gefahr wahrhaben …

Der »Harry Potter«-Verlag hat schon lange nach einer neuen Jugend-Fantasy-Reihe gesucht, die die Leserscharen in ähnlicher Weise wie der Hogwarts -Zögling an den Verlag zu binden imstande ist. Mit den Romanen um Percy Jackson schien man schon vor einigen Jahren fündig geworden zu sein, zumal die Verfilmung des ersten Bandes in Bälde in die Kinos kommt.

Riordan legt uns nicht einfach die Aufarbeitung der griechischen Götterwelt in einem Fantasy-Spektakel vor, sondern er schafft es, die alten Götter des Olymps in ein glaubwürdiges, modernes Setting zu integrieren. Da fristet dann ein Dionysos seine Strafe als Leiter eines Jugendcamps, das statt Trauben Erdbeeren züchtet, da sucht Ares die Welt auf dem Sattel einer Harley heim und der Eingang zum Hades liegt passenderweise mitten in einem Filmstudio in Los Angeles.

Immer dann, wenn der Autor Bezug zum altgriechischen Götterpantheon nimmt, nimmt die Handlung Fahrt auf, strotz der Plot nur so von spritzigen Beschreibungen und unerwarteten Wendungen. Die Darstellung des Hades mitsamt einem auf italienische Designer-Anzüge stehenden Charon, oder des im 600. Stockwerk des Empire State Building schwebenden Olymp über dem Big Apple, fesseln den Leser. Demgegenüber bleiben die Personen, insbesondere die beiden Begleiter Percys, ein wenig unscharf. Die Handlung selbst, die von Gabriele Haefs wunderbar ins Deutsche übertragen wurde, bietet eine kurzweilig erzählte Mischung aus Orpheus und Odysseus.

Rick Riordan hat viele Jahre als Lehrer für Englisch und Geschichte unterrichtet. Mit seiner Frau und zwei Söhnen lebt er in San Antonio, Texas.