Riordan, Rick: Im Bann des Zyklopen – Percy Jackson 2 (Buch)

Rick Riordan
Im Bann des Zyklopen
Percy Jackson 2
(The Sea of Monsters)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Gabriele Haefs
Titelillustration: Helge Vogt
Carlsen, 2010, Hardcover, 358 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-551-55438-3

Von Carsten Kuhr

Percy Jackson hat das ersten Mal in seinem Leben ein Schuljahr absolviert, ohne von der Penne verwiesen zu werden – na ja, zumindest fast … immerhin!

Der Sohn von Poseidon und einer menschlichen Frau müsste sich eigentlich auf seine Ferien freuen – wenn, ja wenn es da nicht einen mobbenden Klassengefährten, einen obdachlosen Tollpatsch, der sich an ihn hängt, und Alpträume von seinem Freund Grover geben würde.
Doch fangen wir am Anfang an. Nicht genug damit, dass Percy ausgerechnet am letzten Schultag die Turnhalle in Schutt und Asche legt – ja, ein paar Dämonen, die ihn mit glühende Bronzekugeln angreifen hatten auch ihre Pranken im Spiel – auch Camp Half Blood, das Sommerferienlager der Halbgötter, ist in Aufruhr. Percys Mentor, der Zentaur Chiron, wurde zu seinen Verwandten nach Florida abgeschoben. Der das Lager schützende Baum Thalia wurde vergiftet, nur das goldene Vlies, das einst Jagon gestohlen wurde könnte den Baum heilen.
Die Spur führt durch die Pforte der Skylla und Charybdis vorbei an der Insel der Sirenen direkt hinein ins Meer der Ungeheuer. Hier wird der Satyr Grover von einem Zyklopen gefange gehalten, und wenn Percy, sein Halbbruder Tyson und Annabeth ihren Freund retten wollen, dann müssen sie sich sputen.
Doch da haben sie die Rechnung ohne Ares und dessen Tochter Clarisse gemacht, und auch Hermes und sein missratener Sohn Luke haben ihre Finger im Spiel. Auf den Spuren von Odysseus, auf einem Zombie-Kreuzfahrtschiff, einem mit Skeletten bemannten Kreuzer der Konföderierten, einem ehemaligen Piratensegler und auf dem Rücken der Seepferde machen sich unsere Helden auf ins Abenteuer, eine Queste aber, die ihnen alles abverlangt und sie darüber hinaus mit unangenehmen Wahrheiten konfrontiert …

Rick Riordan nimmt sich auf ganz eigene, frische Art der griechischen Sagenwelt an. Was wir von Homer und anderen Dichtern als trockene Heldenepen aus dem Schulunterricht kennen, das transferiert er geschickt und aufgepeppt in die moderne »Wiege der Abendländischen Kultur« – ins Land der Burger und Diät-Colas.

Nun mag man von der Annahme, dass sich die Kulturvorherrschaft über den Großen Teich verlagert hat; meinen was man will, das Ergebnis garantiert allemal eine kurzweilige, faszinierende Lektüre, die ihrem Leser so en passant auch noch ein wenig Nachhilfeunterricht in Sachen klassisches Götterpantheon erteilt.

Auf einen jugendlichen Leserkreis zugeschnitten erleben wir gefährliche Abenteuer voller Zauber und Magie, in denen zwischen den Zeilen auch immer wieder ernste Themen angeschnitten werden. Da geht es um die Hilfe für Schwächere, um Mobbing, um das Akzeptieren und Integrieren von sozialen Randgruppen, um Gleichberechtigung und Toleranz. Das Ganze aber so geschickt verpackt, dass die oftmals respektlose Verschaukelung der abgehalfterten Götter ein Genuss ist, der Dionysos vor Neid rot werden lässt.
Natürlich wird gekämpft, gefochten und geschossen, doch Leichen sind erfreulicherweise Mangelware, meist siegt der Geist über die bornierten Schläger mit all ihren Waffen. Insoweit originell und unterhaltsame Lektüre, durchaus mit Tiefgang, aber so rasant erzählt und faszinierend verpackt, dass die Seiten förmlich vorbeifliegen.