Gruselkabinett 175: Der Student von Prag, H. H. Ewers & L. Langheinrich-Anthos (Hörspiel)

Gruselkabinett 175
Der Student von Prag
H. H. Ewers & L. Langheinrich-Anthos & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Peter Weis, Tim Schwarzmaier, Jonas Minthe u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2021, 1 CD, ca. 89 Minuten, ca. 8,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Gleich mehrere Vorlagen dienen dem aktuellen 175. „Gruselkabinett“-Hörspiel als Vorlage; zum einen die Novelle von Leonard Langheinrich-Anthos (1890-1944) aus dem Jahr 1930 und zum anderen die Filme von Hanns Heinz Ewers (1871-1943) aus den Jahren 1913 beziehungsweise 1926, auf denen Langheinrich-Anthos’ Geschichte fußt. Der Stoff taucht in die düstere Welt der klassischen Schauer-Romantik ein.

 

Balduin ist einer der zahlreichen Studenten, die im Jahr 1820 Prag bevölkern. Doch den lebenslustigen jungen Mann verlangt es nicht nach Wissen, er will vielmehr die Freiheit genießen und an seinem gesellschaftlichen Aufstieg feilen. Ins Auge gefasst hat er dafür die Heirat mit der jungen Komtesse Margit. Doch um ihren Vater zu beeindrucken, reicht es nicht nur aus, der beste Fechter von Prag zu werden, sondern auch Geld zu haben - und das kann ihm der zwielichtige Scapinelli bieten, der ihm gegen 100.000 Gulden einen Gegenstand in seiner Studentenbude abkauft.


Wie man sich denken kann ist dieser Handel einer mit dem Teufel, und das wird dem jungen Helden auch nach dem ersten Überschwang mehr als bewusst, denn er muss feststellen, dass er sein Spiegelbild verkauft hat und das nun sein Unwesen treibt, wenn er schläft.

Natürlich versucht Balduin den Handel rückgängig zu machen, der sein Leben schwer zu beeinflussen beginnt und noch mehr von seinem Ziel entfernt - aber sein Schicksal ist bereits vorgezeichnet.

Die Geschichte folgt dabei einer vertrauten Dramaturgie, denn einmal einen Pakt mit dem Teufel eingegangen, gibt es kein wirkliches Entkommen mehr für den Helden, der seinen Fehler einsieht, sich aber nicht wirklich aus der Umklammerung befreien kann.

Das Ganze wird wie immer großartig von den Sprechern getragen, die mit Leidenschaft und Spielfreude in ihre Rollen schlüpfen und sie zum Leben erwecken, seien sie nun der grüblerische Student, der auf Abwege gerät, seine Freunde, eine heißblütige Zigeunerin und letztendlich der schmierige Händler.

Die Geschichte bekommt Zeit, sich zu entfalten und zu entwickeln, entwirft ein schillerndes Sittengemälde der Zeit, in dem das Studentendasein nicht nur aus Lernen bestand und vor allem die Sache junger wohlhabender Lebemänner war. Die Klischees fügen sich jedenfalls zu einer stimmungsvollen Geschichte zusammen, die die Spannung die ganze Zeit aufrechterhält und schließlich auch zu einem runden Ende findet.

„Der Student von Prag“ ist eine klassische Geschichte der Schauer-Romantik, in dem wieder einmal ein Teufelspakt thematisiert und in einem atmosphärisch dichten Hörspiel mit gut aufgelegten Sprechern präsentiert wird. Die Spannung ist von Anfang bis Ende hoch und man bleibt mit einem guten Gefühl zurück, weil die Handlung einen runden Abschluss findet.