Sassan Niasseri: A Lifetime full of Fantasy: Das phantastische Kino: Aufstieg, Fall und Comeback (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 01. Dezember 2021 12:36
Sassan Niasseri
A Lifetime full of Fantasy: Das phantastische Kino: Aufstieg, Fall und Comeback
Schüren, 2021, Paperback, 258 Seiten, 28,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Sassan Niasseri studierte zunächst Diplom-Psychologie an der Freien Universität Berlin, volontierte dann aber beim Stadtmagazin „Tip“ und arbeitete dann als Literatur-Redakteur. Heute ist er Gesamt-Redaktionsleiter der Webseiten von „Rolling Stone“ und „Musikexpress“. Für den Schüren-Verlag, der sich auf Sekundärliteratur zu cineastischen Medien konzentriert, hat er das hier vorliegende Buch „A Lifetime full of Fantasy: Das phantastische Kino: Aufstieg, Fall und Comeback“ verfasst.
Wer heute über fünfzig ist hat noch die erste Fantasy-Welle im Kino mitbekommen, die durch „Krieg der Sterne“ begann und mit Filmen wie „Conan der Barbar“ oder auch „Excalibur“ so richtig in Fahrt kam. Aber bereits Mitte der 80er Jahre war die Luft aus diesem Genre heraus, so dass gerade im nachfolgenden Jahrzehnt kein Fantasy-Film mehr zum Blockbuster wurde.
Das gelang erst wieder den „Harry Potter“- und „Der Herr der Ringe“-Filmreihen. In den letzten Jahren scheint das Thema Fantasy wieder neu in Fahrt zu kommen, allein schon durch die Serien bei den Streamingdiensten, die zu Blockbustern eigener Art geworden sind - man denke nur an „Game of Thrones“. Oft greift man dabei auf Literaturverfilmungen zurück, da es viele Jugendbücher vorgemacht und eigene Blockbuster wie „Twilight“ und die „Hunger Games“ geschaffen haben. Und genau den Trend greifen auch die neuen Fantasy-Abenteuer auf.
Der Autor betrachtet die verschiedenen Wellen, angefangen mit den Filmen, die sich erstmals vom Mief billigen Trashs freigetreten hatten - und wenn sie es vielleicht nicht immer zum kommerziellen Erfolg brachten, zumindest zum Kultfilm avancierten. Sie weckten das Interesse einer größeren Zuschauerschaft und phantastische Filme von fremden magischen Welten nicht mehr nur als Kinderkram und Märchen abzutun.
Warum die phantastischen Welten im Moment wieder mehr denn je im Trend sind, mag an den perfektionierten Computertricks liegen und den Wünschen vieler Zuschauer, zumindest für eine Weile die normale Welt zu vergessen. Und man kommt auch der jungen Zielgruppe entgegen, mittlerweile sind die Helden vieler Serien zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahren alt, auch wenn sie sich schon in Führungspositionen befinden. Und auch Rollenbilder haben sich ein wenig dem Geschmack angepasst.
Der Autor konzentriert sich dabei nicht auf einen generellen Überblick, sondern pickt sich stattdessen die Filme und auch Serien heraus, die entweder zu einem großen Erfolg oder aber auch zum Misserfolg wurden, obwohl sie alles hatten, was die Zuschauer damals zu schätzen wussten.So sind etwa „Der dunkle Kristall“, „Der Wüstenplanet“ und „Legende“ an den Kinokassen abgestraft worden. Der eine, weil er seine Zielgruppe nicht finden konnte, da die Puppen in einer Welt agierten, die Kinder erschreckte und Erwachsene mit Skepsis betrachteten, zumal auch die Figuren nicht wirklich fesseln konnten. „Der Wüstenplanet“ wurde zu sehr zusammengeschnitten, um dem Buch gerecht zu werden und „Legende“ schreckte auf seine Weise ab.
Dennoch haben alle Filme Eindruck und Spuren hinterlassen, die spätere Filme-Macher beeinflusst haben. Es mag viel von der eigenen Meinung mitschwingen, wenn er auch andere Werke beurteilt, er bringt die Zuschauer aber auch zum Nachdenken und dazu, sich vielleicht eine eigene Meinung zu bilden.
Allerdings ist die Betrachtung auch nicht vollständig, da Vieles nur gestreift und allenfalls einmal erwähnt wird, so wie die Trash-Filme aus Italien und Amerika die noch eine Weile die Sword & Sorcery hochhielten und zum Teil auch ihr Potential hatten, so wie „Der Zauberbogen“. Auch Fernsehserien, die in den 80er und gerade in den 90er Jahren die Fahne der Fantasy hochhielten wurden ausgelassen, so findet nur „Xena - Die Kriegerprinzessin“ eine kurze Erwähnung, während „Hercules“ oder „Der Beastmaster - Herr der Wildnis“ ganz ausgelassen wurden, die immerhin auch auf gewisse Weise das Interesse der Zuschauer beeinflussten.
Alles in allem bleibt ein unvollständiger Eindruck in allen Epochen; aber vielleicht ist das auch beabsichtigt, weil sich der Autor bewusst nur auf das konzentriert, was heute seinen Widerhall findet, man denke nur an die aktuelle „Dune“-Neuverfilmung oder die „Der dunkle Kristall“-Serie bei Netflix. Dennoch regen die Artikel zum Nachdenken an, wenn sie sich auch eher an ein etwas älteres Publikum wenden, das sich selbst noch an die entsprechenden Zeiten und Filme erinnern kann.
„A Lifetime full of Fantasy: Das phantastische Kino: Aufstieg, Fall und Comeback“ ist auf seine Weise interessant, streift das Thema aber nur oberflächlich. Als Erinnerungshilfe für ältere Leser ist es aber wunderbar und bietet auch eine interessante Grundlage für Diskussionen, gerade weil viele der älteren Filme auch heute noch online abrufbar oder gelegentlich im Fernsehen anzuschauen sind.