Éliette Abécassis: Mit uns wäre es anders gewesen (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 18. November 2021 18:57
Éliette Abécassis
Mit uns wäre es anders gewesen
Arche Literatur Verlag, 2021, Hardcover, 144 Seiten, 18,50 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Die 1969 in Straßburg geborene Éliette Abécassis lebt heute mit ihren Töchtern in Paris, arbeitet als Professorin für Philosophie, engagiert sich für Frauen- und Kinderrechte, ist aber auch eine fleißige Autorin. Mit ihrem neuesten Werk „Mit uns wäre es anders gewesen“ nimmt sie Lebenswege und Partnerschaft genauer unter die Lupe.
Amelie und Vincent lernen sich an der Sorbonne kennen und erkennen auf den ersten Blick, dass sie irgendwie zusammengehören. Es kommt zu einer ganz besonderen Nacht, in der sie nur spazieren gehen, aber das war es dann schon. Denn zu ihrer nächsten Verabredung erscheint Amelie nicht mehr.
So gehen die beiden ihren Lebensweg erst einmal allein, studieren zu Ende, arbeiten und finden unterschiedliche Partner. Auch wenn sie sich ab und an wiedertreffen und die Funken wieder sprühen, so spielt ihnen das Leben doch weiterhin böse Streiche.
Anders als der erste Blick auf den Klappentext vermuten lassen mag, ist „Mit uns wäre es anders gewesen“ nicht unbedingt ein Liebesroman, sondern eher ein nachdenklicher Blick auf Lebenswege und dabei insbesondere Partnerschaften. Amelie und Vincent sind beide nicht die spontanen Geister, die ihrem Herzen folgen, sondern eher dem Verstand oder besser der Vernunft, die durch ihr gesellschaftliches Umfeld diktiert wird. Und so verspielen sie die große Chance und gehen erst einmal ihren Weg allein weiter, nur um dann später zu erkennen, dass das ein großer Fehler war, denn sie beide werden vom Leben in Gestalt ihrer eigenen Partner bitter enttäuscht.
In der Hinsicht komprimiert die Geschichte Vieles von dem, was Partnerschaften heute entstehen und wieder zerbrechen lässt. Die beiden Hauptfiguren transportieren die Themen, die die Autorin genauer unter die Lupe nimmt und wirken daher etwas blass, entwickeln nicht ganz so das Profil, dass man mit ihnen fühlt, sondern stehen eher für viele andere, denen es ähnlich erging, weil sie einmal in ihrem Leben eine falsche Entscheidung trafen und diese über Jahrzehnte nicht revidierten.
Das Buch endet zwar mit einem Hoffnungsschimmer, regt aber auch zum Nachdenken an, denn letztendlich kann man sich auch fragen, ob der Buchtitel wirklich zutreffen würde, oder ob die beiden auch hier ihre Höhen und Tiefen gehabt hätten.
Der Stil ist gefällig, die Erzählweise sehr ruhig. Aber man merkt, auch, dass die Autorin wohl weniger die Emotionen hochschlagen lassen will, als das Thema Partnerschaften und Liebe auf eine sehr nachdenklich-distanzierte Weise zu sezieren.
Alles in allem ist „Mit uns wäre es anders gewesen“ ein Roman, der sicherlich alle enttäuschen wird, die nach einer Liebesgeschichte suchen, der aber dennoch seinen Reiz hat, weil er einen ganz eigenen Weg einschlägt, um Liebe und Beziehungen genauer unter die Lupe zu nehmen und dem Leser die Augen zu öffnen.