Roland - Ritter Ungestüm 4 (Comic)

Francois Craenhals
Roland - Ritter Ungestüm 4
10. Die gefangene Prinzessin
11. Der Aufstand des Vasallen
12. Die Reiter der Apokalypse
Übersetzung: Kai Willksen & Uli Pröfrock
Cross Cult, 2021, Hardcover, 144 Seiten, 25,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Ritter Roland hat die Vorstellungen einer ganzen Generation von jungen Bibliotheksgängern geprägt, auch wenn die Serie mittendrin abbrach und sich ein anderer Verlag des Klassikers annahm. Cross Cult bietet jetzt in seinem vierten Band den nahtlosen Übergang von den Carlsen- zu den Feest-Alben; man verzichtet in der aktuellen Neuausgabe aber auf den Anhang.


Prinzessin Gwendoline, die Tochter König Artus‘, darf Roland auf Rotteck besuchen. Die jungen Liebenden genießen die wenigen Stunden trauter Zweisamkeit, doch dann entführen Unbekannte in Tiermasken die beiden zusammen mit dem kleinen Johann aus dem Schloss, denn „Der Hüne von Worms“ will grausame Rache an ihnen nehmen.

Das Ganze bekommt einen bitteren Beigeschmack, denn als Roland nach Hause zurückkehren will, stellt er fest, dass Artus aus lauter Wut über das Verschwinden seiner Tochter Rotteck hat schleifen lassen. Der junge Ritter schwört daraufhin bittere Rache und wird zum Vogelfreien...


Gerade diese Bände brechen mit dem Bild des edlen und gerechten Sagenkönigs und zeigen ihn als eifersüchtigen alternden Mann, der alles tut, um seine Tochter von dem hitzköpfigen Emporkömmling fernzuhalten. Dass er in diesem Moment auch vom Bösen verführt werden kann, erklärt sich selbstverständlich. Roland erlaubt sich ebenfalls Dinge, die nicht gerade „ritterlich“ sind, auch wenn er in letzter Konsequenz keinen Unschuldigen oder Schwachen tötet.

Nicht zum ersten Mal, diesmal aber sehr deutlich, wird die Abenteuerhandlungen auch mit phantastischen Elementen vermischt. Roland bewegt sich auf seiner Suche nach Gerechtigkeit und Liebe durch surreale Landschaften, begegnet lebendig gewordenen Albträumen und darf auch einen Blick in die Abgründe der Hölle werfen. Dabei hält sich Craenhals angenehm eng an mittelalterliche Vorstellungen und baut keine Modernismen ein, so dass die Serie ihrem Kontext treu bleibt.

Alles in allem ist aber trotzdem die Luft aus den Geschichten, denn gerade Roland scheint aus seinen Abenteuern überhaupt nichts gelernt zu haben - er ist immer noch so stur und unbeherrscht wie am Anfang.

Das gibt den Geschichten einen negativen Beigeschmack, da man leider doch nur allzu oft voraussehen kann, wie er sich verhalten wird und nimmt der Handlung deutlich an Spannung.

Immerhin bleibt Craenhals seiner Prämisse treu, dass Diplomatie und Liebe immer noch über Gewalt triumphieren. Gerade in „Die gefangene Prinzessin“ darf Gwendoline eine aktivere Rolle einnehmen und rettet zur Abwechslung einmal Roland und nicht umgekehrt. Dabei zeigt sie, dass sie durchaus etwas etwas am Hof ihres Vaters gelernt hat.

Der Anteil der düsteren Szenen nimmt zu und die Bedrohungen werden gefährlicher, so dass sich die Comicserie nun mehr an den älteren Leser richtet, die auch schon etwas mit der in die Geschichten eingebundenen Mythologien anfangen kann.

Die Zeichnungen von Craenhals sind auch weiterhin detailreich, optisch sehr ansprechend und durchaus dynamisch, wenn es um Verfolgungsjagden und Kämpfe geht.

Mit dem vierten „Roland - Ritter Ungestüm“-Band löst sich die Comicserie nun ganz von den naiven und unschuldigen Bildern der ersten Bände. Weiterhin im mittelalterlichen Kontext, aber schon von deutlich phantastischen Elementen durchzogen, wird die Saga immer mehr zur Fantasy, die mit interessanter Mythologie spielt und zeigt, dass auch diese Inhalte zeitlos sind.