Jürgen Höreth: Kalle + Emrah - Zombies, Nazis und ein dickes Pferd (Buch)

Jürgen Höreth
Kalle + Emrah - Zombies, Nazis und ein dickes Pferd
Titelbild: Jürgen Höreth
KOVD, 2021, Hardcover, 148 Seiten, 15,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Die Apokalypse, lange vorhergesehen, sie suchte die Welt heim. Seitdem ist nichts mehr, wie es einmal war. Die, die ihren Lebensweg beschritten, die in Ruhe in ihrem Grab weilen sollten, erheben sich zu neuem Leben. Doch ist das Leben, wenn man nur von der reinen Gier nach Menschenfleisch tumb durch die Gegend torkelt und seine früheren Lieben, seine Mitmenschen anfällt?

In dieser Welt begleiten wir Kalle und Emrah - zwei Freunde, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Der eine ein Türke, mit vollem, durchaus nachvollziehbaren Hass auf alle Nazis die ihn als Kanaken verunglimpfen, der andere ein Loser, der immer wieder seinen Hormonen folgend in die Scheiße tappt. Zusammen mit einem Hund und einem riesigen Ackergaul ziehen sie durch diese Welt.

Inzwischen ist es Herbst geworden, die Tage und mehr noch die Nächte werden so richtig kalt. Ein Heim muss her, möglichst eines mit eines gut gefüllten Vorratskammer und einem Befestigungswall gegen die umherstreifenden Untoten.

Sie stoßen auf eine Ansiedlung religiöser Fundamentalisten, bei denen sie sich versuchen einzuschleimen. Die Anführerin und ihre Schäfchen aber sind nicht so christlich, wie sie tun. Als Nazis vorbeikommen um ihren Tribut abzuholen und unsere Beiden dabei feststellen, dass die Glatzköpfe mit Hakenkreuz kleine Mädchen missbrauchen, ist endgültig Schluss mit lustig. Unser Duo geht auf einen Rachefeldzug der besonderen Art .


Wie bekannt, habe ich persönlich es nicht so mit den wandelnden Leichen. Zu unappetitlich, ja auch zu uniform ist zumeist das Gebotene, sei es auf dem Bildschirm oder in den bedruckten Seiten.

Jürgen Höreth aber hat es geschafft, mich einzufangen. Nicht nur, dass er in bekannt lakonisch-zynischer Art und Weise in treffenden Randbemerkungen über die TV-Zombies herzieht, er spricht daneben eine deutliche Sprache.

Soll heißen, sowohl Kalle als auch Emrah verzücken mich mit Situationskomik, mit lockeren Sprüchen zuhauf und mit einer leider ungewöhnlichen Aussage zu den Umtrieben aus der rechten Szene.

Für Nazis ist die Begegnung mit unseren Beiden nicht unbedingt erquicklich, zumeist bekommen sie gewaltig eine auf die Mütze. Solche deutlichen Aussagen sind leider selten, zumal der Autor diese in eine wunderbar abgedrehte, unterhaltsame Geschichte verpackt hat.

Der Verlag legt diese Neuauflage in gewohnt herausragender Ausstattung vor. Sorgfältig redigierter Druck auf gutem Papier, Lesebändchen und Signaturblatt des Verfassers sowie auf den Inhalt abgestimmtes Titelbild machen das Teil auch haptisch zu einem Leckerbissen.

Ich kann nur hoffen, dass Jürgen Höreth uns mit weiteren Abenteuern der Beiden versorgt. Ich auf jeden Fall bin angefixt und kann das Teil und seinen Vorläufer nur jedem empfehlen, der einmal außerhalb der üblichen schlurfenden Leichen eine originelle Zombie-Erzählung genießen möchte.