Luc Winger: Mord als Kunst: Der goldene Schnitt - Saint-Tropez Krimi 12 (Buch)

Luc Winger
Mord als Kunst: Der goldene Schnitt
Saint-Tropez Krimi 12
2021, Paperback, 280 Seiten, 12,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Luc Winger lebt eigentlich mit seiner Familie in einem kleinen hessischen Dorf, verbringt aber mehrmals im Jahr Zeit in der Provence, um sich neue Anregungen für seine Geschichten zu holen. Oft bindet er aktuelle oder historische Themen in seine Geschichten ein, manchmal schreibt er sie aber auch nur zum Vergnügen; so wie in „Mord als Kunst: Der goldene Schnitt“, dem 12. Saint-Tropez Krimi.


Der angesagte und erfolgreiche Maler Yves Honore hat sich gerade erst von seiner Muse Penelope entzweit, da verzaubert ihn auch schon die Amerikanerin Patricia, die mit ihrer Freundin Carla nach Saint Tropez gekommen ist, um dort ein wenig Spaß und Inspiration zu finden.

Während er und die junge Frau, die sich als künstlerischer Rohdiamant erweist, ihre Zeit genießen, beginnt seine Ex nicht nur ihn, sondern auch Patricia zu terrorisieren. Als dann auch noch Robert, der Verlobte der Amerikanerin, auftaucht, ist das Chaos perfekt In der Folge verschwindet Carla. Und von da an ist es an Commisaire Lucie Girard, das Rätsel zu lösen.


Wenn man an das Frankreich in den 1970er Jahren denkt, speziell die Mittelmeerküste, hat man wohl ganz bestimmte Bilder aus Filmen und Serien vor Augen, die einen unbekümmerten und mondänen Lebensstil widerspiegeln. Zusammen mit einem neuen Gefühl, seine Freizeit so zu gestalten, wie man es will, kommen auch noch sexuelle Freizügigkeit und das ungezügelte Ausleben von Leidenschaften dazu, was natürlich auch zu dunklen Auswüchsen führen kann.

Luc Winger führt all das in einer sehr klassischen Geschichte zusammen, die sich irgendwo zwischen leidenschaftlich-sinnlichem Gesellschaftsroman und Thriller bewegt. Es muss nicht immer ein Mord sein, um die Polizei auf den Plan zu rufen, manchmal reicht auch ein Geflecht von Intrigen aus, um die Spannung hoch zu halten und den Ermittlern zu knabbern zu geben.

Allerdings stehen in der Geschichte eher die Zivilpersonen im Mittelpunkt; der Künstler, seine ehemalige Muse, die Amerikanerinnen aber auch der gehörnte Verlobte tragen dazu bei, dass es bald sichtlich rund geht und aus den Eifersüchteleien mehr zu werden droht. Zudem zeigt sich, dass auch die harmonischste Künstlerkolonie ein paar Regeln haben sollte, um nicht vollkommen zu eskalieren.

Die Figuren sind ausreichend beschrieben, damit man sie sich in der filmischen Handlung auch gut vorstellen kann. Allerdings dauert es etwas, bis man mit ihnen warm wird - aber diese Entwicklungen tragen auch ein wenig mit zur Spannung bei. Heraus kommt so eine Geschichte, die mit gängigen Klischees lebt und arbeitet, dafür aber auch durch ein intensives Beziehungsgeflecht und dramatische Spannung zu punkten weiß, auch wenn der Krimi-Anteil eher gering bleibt.

„Mord als Kunst: Der goldene Schnitt“ ist ein interessanter Beitrag der Saint-Tropez-Krimireihe, der einerseits viele bekannte Handlungsmuster bedient, dann aber durch seine besondere Erzählweise und Gewichtung aus dem Rahmen fällt und so durchaus Spannung zu erzeugen weiß.