Storm 15: Der lebende Planet (Comic)

Storm 15
Der lebende Planet
(Storm: De levende Planeet)
Text: Martin Lodewijk
Artwork: Don Lawrence
Übersetzung: James ter Beek & Nikolaus Danner
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2010, Hardcover, 64 Seiten, 15,80 EUR, ISBN 978-3-940864-64-2

Von Frank Drehmel

Das Flugschiff, mit dem Storm, Rothaar und Nomad einmal mehr über den Wolken Pandarves fliegen, ist dabei, seinen Geist aufzugeben, so dass die drei gezwungen sind, sich möglichst schnell einen Notlandeplatz zu suchen.

So verschlägt es die Abenteurer an Bord eines Schiffes kleiner Wesen, die zunächst voller Eifer damit beginnen, das schrottreife Fluggerät auszuschlachten, während sie Storm und seine Freunde als unnötigen Ballast empfinden, der in den Lava-Ozean, den sie gerade überfliegen, entsorgt werden kann. Storm jedoch überredet den Chef der kleinen Leute, sie zu retten und bietet ihm im Gegenzug dafür die Erfüllung eines beliebigen Wunsches. Der kleine Mann schlägt ein und wünscht sich ein Ei von Pandarve, wobei er nicht zu sagen weiß, wo man ein solches Ei findet. Während Nomad als Geisel an Bord bleibt, brechen Rothaar und der Ex-Astronaut auf, das Ei zu beschaffen. Zu allem Übel stranden sie jedoch in scheinbar auswegloser Lage auf einem kleinen Felsen inmitten des Meeres aus Lava, haben jedoch wiederum Glück im Unglück. Das einzige Boot, das in der Lage ist, die Gluthölle zu durchschwimmen, sammelt sie auf, wobei die geschäftstüchtige Besatzung ihnen die Rettung in Rechnung stellt und die beiden infolgedessen zu Sklavendiensten verurteilt.

Als während der Jagd auf die riesige Feuerwürmer, welche das Feuermeer durchstreifen, ein Unglück geschieht, kann Storm seine Kampfeskraft unter Beweis stellen und verdient sich so die Anerkennung und Gnade der Sklavenhalter. Frisch ausgerüstet und in Begleitung neuer Gefährten machen sich Rothaar und der Mann auf den Weg in den Palast des Theokraten Marduk, weil sie sich hier Hinweise auf den Ort der Eier Pandarves erhoffen. Doch der despotische Herrscher erwartet schon die Neu-Ankömmlinge. Bevor er ihnen jedoch ein Leid antun kann, taucht aus heiterem Himmel eine Inkarnation des Planeten selbst in Gestalt der Figur von Alice im Wunderland auf, weist Marduk in seine Schranken und bittet nun ihrerseits Storm und Rothaar um Hilfe: die beiden sollen in das vieldimensionale Herz des Planeten hinabsteigen, um gegen das Unterbewusstsein der denkenden Welt zu kämpfen, die Eier Pandaves zu bergen, damit sie im All ausgesetzt schließlich zu neuen Planeten heranwachsen können. Dass diese Reise in das Planeteninnere kein Kinderspiel ist, erweist sich allerdings rasch, denn im Unterbewusstsein Pandarves lauern manifest gewordene Albträume, Ängste und Monstrositäten.

Gehörte das vorhergehende Album, „Die Hunde des Marduk“, zu den bislang schwächsten der Serie, so laufen nun Lodewijk und Lawrence wieder deutlich erfreulicherer Form auf. Natürlich weisen auch diesmal die Teil-Episoden im dramaturgischen Ablauf Parallelen zu den bisherigen Alben auf – Gefangennahme, Geiselnahme, Flucht, Bewährung und so weiter – und bieten insofern wenig Überraschendes; allerdings sind sowohl die auftretenden Figuren – das trifft insbesondere sowohl auf die Liliputaner, als auch den Planeten selbst zu –, als auch die Grundidee eines Planeten-(Unter)Bewusstseins in Verbindung mit einem Space Seed-Konzept recht originell, wobei Lodewijk in den Planeten-Angelegenheiten nicht das ganze Potenzial, das dieses Konzept böte, ausschöpft. Regelrecht ärgerlich ist eine zwei Panels umfassende Szene, in der sich Rothaar wie eine leicht debile, eifersüchtige 12-jährige geriert, da dieses die Figur in ihrer emanzipatorischen Entwicklung, die sie seit Band 1 durchmachte, quasi vollkommen resetet.

In künstlerischer Hinsicht überzeugt „Der lebende Planet“ vollends, denn verglichen mit dem Vorgängerband sind die Details wie Figuren oder Dekors nicht nur bizarrer und skurriler, die Panoramen und Landschaftsbilder beeindruckender, sondern das Artwork wirkt auch in sich stilistisch wesentlich einheitlicher und geschlossener.

Fazit: Sowohl wegen der unterm Strich originellen Story als auch wegen des einheitlich kraftvollen Artworks ein weiteres Highlight der Alben-Reihe, das den äußerst schwachen Vorgängerband vergessen macht.