Katharina Hartwell: Die fließende Karte - Die Silbermeer-Saga (Buch)

Katharina Hartwell
Die fließende Karte
Die Silbermeer-Saga 2
Loewe, 2021, Hardcover, 640 Seiten, 21,95 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Katharina Hartwell schreibt schon seit sie ein Kind ist, erst Märchen, dann Abenteuer- und Geistergeschichten. Sie besuchte Schreibwerkstätten und nahm an Wettbewerben teil und gewann den MDR-Kurzgeschichtenpreis. 2013 war sie sogar Sylter Inselschreiberin und ihr Debüt-Roman „Das fremde Meer“ wurde mit dem Seraph ausgezeichnet. Nun bewegt sie sich mit „Die Silbermeer-Saga“ in eher phantastischen Gefilden, wie auch der zweite Band, „Die fließende Karte“, beweist.


Der Krähenkönig hat ihren kleinen Bruder Tobin entführt, deshalb hat Edda Valt ihre Heimat verlassen und ist mit dem Schiff des Händlers Goldzahn auf dem Silbermeer unterwegs. Da das Segeln auf dem Ozean reine Glückssache ist - gerade wenn zu den nördlichen Inseln reisen will, wo sie ihn vermutet -, braucht sie die fließende Karte, die das Navigieren leichter macht.

Es scheint, als würde diese gerade vom Volk der Irsu auf den Regen-Inseln verwahrt. Und es wird ein spannendes wie aufrührendes Erlebnis, diese zu bekommen, denn die Menschen dort scheinen ihn ihr weit mehr zu sehen als nur eine junge Frau, die ein Kind sucht - wie sich nach einem Angriff der mordlüsternen Meermänner zeigt.

Zugleich lernt sie den faszinierenden Pantemin kennen, was aber dazu führt, dass ihr ihr Jugendfreund Teofin immer fremder wird…


Katharina Hartwell verfasst ihre Geschichte mit sehr viel Liebe zum Detail. Sie nutzt die Gelegenheit, die Kulturen und Orte auszuarbeiten, zu denen Edda reist und erlaubt sich dabei, mit dem einen oder anderen Detail zu brechen. Auch bekommen die Figuren sehr viel Zeit, um zu reifen und zu wachsen.

Das bedingt natürlich, dass die Geschichte gemächlich und langsam erzählt wird. Das mag auch daran liegen, dass der Plot eher simpel ist, und das Drumherum viel ausmacht. Denn natürlich ist Edda mehr als nur die Schwester, die ihren Bruder sucht, sie scheint gleichzeitig auch noch Teil einer größeren Prophezeiung zu sein.

Die Magie selbst ist da, wird aber eher verhalten eingesetzt. Worte bedeuten Macht, das bekommt vor allem Teofin zu spüren, der wohl langsam aber sicher darauf vorbereitet wird, nicht länger nur ein Anhängsel von Edda zu sein.

Die Heldin selbst wirkt gegenüber den Nebenfiguren, die jeden Schauplatz bereichern, dann doch eher blass, da sie selbst in erster Linie nur als Beobachterin eingesetzt wird, der Leser durch ihre Augen sieht, auch wenn die Handlung nicht in der Ich-Form erzählt wird.

Action gibt es auch: Gefahren durch Angriffe feindlicher Völker oder Morde an Freunden werden nicht ausgeklammert, aber insgesamt eher sparsam eingesetzt.

Die Geschichte kann dennoch einen gewissen Reiz nicht leugnen, denn die Atmosphäre ist mehr als dicht, aber letztendlich muss man schon offen sein für eine Welt, die in erster Linie durch das Ambiente lebt, aber nicht das Abenteuer selbst.

Auch wenn man den ersten Band nicht kennt, so kommt man doch halbwegs in die Geschichte, da auf die Motivation der Heldin immer wieder hingewiesen wird.

„Die Fließende Karte“, der zweite Band von „Die Silbermeer-Saga“, sei vor allem den Lesern empfohlen, die Spaß an ausführlichen Beschreibungen einer schillernden Welt voller Mythen und Magie haben. Wer nach Action sucht, wird eher enttäuscht sein, denn die Handlung schreitet eher behäbig fort und schwelgt in Details.