Reporter der Born This Way Foundation mit Lady Gaga: Channel Kindness - Geschichten über Freundlichkeit und Zusammenhalt (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 20. September 2021 16:14
Reporter der Born This Way Foundation mit Lady Gaga
Channel Kindness - Geschichten über Freundlichkeit und Zusammenhalt
(Channel Kindness, 2020)
Übersetzung: Katja Orgaß
cbj, 2021, Paperback, 304 Seiten, 16,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Obwohl Lady Gaga heute eine erfolgreiche und angesehene Musikerin ist, die zu den meistverkauften Künstlerinnen ihrer Zeit gehört, hat sie auch die Schattenseiten des Lebens kennengelernt: Ablehnung und Mobbing, Gewalt körperlicher und seelischer Natur. Auch jetzt kann sie sich nicht von Momenten freisprechen, in denen sie depressiv ist. Deshalb hat sie zusammen mit ihrer Mutter die Born This Way Foundation gegründet. Die gemeinnützige Organisation soll jungen Menschen bei ihren Projekten und Ideen helfen, die Welt freundlicher und lebenswerter für alle zu machen.
Dieses Buch zeigt auf stille, aber auch beeindruckende Weise, wie so etwas gehen kann. Davon berichten Reporterinnen und Reporter der Organisation, die mit entsprechenden Aktivistinnen und Aktivisten gesprochen haben, oder aber selbst von ihren eigenen Unternehmungen erzählen.
Oft fängt es klein an, mit einem freundlichen Blick und Lächeln, einer helfenden Geste, ein paar freundlichen Worten. Manchmal bedarf es auch nicht viel mehr, um einem anderen Menschen Angst und Druck zu nehmen.
Dann beobachten Jugendliche Mängel im Umgang miteinander, die Zurücksetzung bestimmter Leute, die nicht in das „normale“ Bild passen, weil sie zum Beispiel nicht gut aussehen oder gar der „falschen Rasse“ oder einem niederen sozialen Stand angehören.
Der Band präsentiert Jugendliche und junge Leute, die diese Missstände nicht länger mitansehen wollen und deshalb mit gutem Beispiel voran und auf Außenseiter zugehen, eine Idee zum Spendensammeln oder der Inklusion ins Leben rufen, einfach um anderen das Leben lebenswerter zu machen. Was klein angefangen hat, ist teilweise zu großen Vereinen und Gruppen geworden, die noch heute aktiv sind.
Jede der einundfünfzig Geschichten wird von Lady Gaga kommentiert. Sie gibt dabei auch so Einiges aus ihrem eigenen Leben preis, was erstaunlich offen für jemanden so Erfolgreiches ist, kann das doch auch gegen sie verwendet werden. Aber sie steht dazu und macht den jungen Menschen, die sie und ihre Organisation unterstützen, auch Mut, versucht andere dazu zu ermuntern, ähnliche Wege zu gehen wie diejenigen, die es in den letzten Jahren schon getan haben.
Denn es muss immer einen geben, der mit gutem Beispiel voranschreitet, damit auch andere mitgerissen werden und sich trauen. Oft bedarf es dabei auch nicht einmal viel mehr als ein Lächeln, ein paar nette Worte oder eine hilfreiche Geste zwischen Unbekannten. Aber es kann auch dem, der handelt guttun.
Schüler ermuntern die Geschichten sicher, auf die Außenseiter zuzugehen und sie anzusprechen, ihnen zu vermitteln, dass sie für sie da sind. Oder eben auch Projekte anzugehen, die schnell zu etwas Größerem werden können.
Ob und wieviel auch in Deutschland umsetzbar ist, lässt sich nicht sagen - denn oft werden denen, die mehr tun möchten, gesetzliche Barrieren in den Weg gelegt, auch ist Ehrenamt hierzulande nicht ganz so spontan und kurzfristig möglich wie in den USA. Und beim Sammeln von Spenden horcht auch der Fiskus auf und verlangt gleich mehr oder weniger Einiges an Bürokratie.
Alles in allem gibt das Buch aber auch schöne Anregungen, die vielleicht mit Hilfe Erwachsener auch hier in Deutschland umsetzbar sind, weil sie anfangs oft nicht vieler Dinge bedürfen. Zudem haben hiesige Flutkatastrophen und Corona auch gezeigt, dass es gelegentlich auch ganz ohne Bürokratie klappt, anderen zu helfen.
So ist „Channel Kindness“ eine interessante und mitreißende Sammlung von Tatsachenberichten, durch die deutlich wird, wie wenig es manchmal bedarf, um die Welt und die Gesellschaft ein kleines Stück besser zu machen. Denn die „Geschichten über Freundlichkeit und Zusammenhalt“ sind nicht nur anrührend, sondern auch beispielgebend, zeigen, dass diese Werte nicht nur Utopie bleiben müssen.