Arkham Horror 1: Das letzte Ritual, S. A. Sidor (Buch)

Arkham Horror 1
Das letzte Ritual
S. A. Sidor
(Arkham Horror: The Last Ritual, 2020)
Übersetzung: Bernd Perplies
Titelbild: John Coulthart
Cross Cult, 2021, Paperback, 380 Seiten, 15,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

„Arkham Horror“ ist ein erfolgreiches und preisgekröntes Brettspiel von Fantasy Flight Games, in dem es nicht um den Kampf gegeneinander, sondern um Kooperation geht. Das Ganze basiert, mehr oder weniger deutlich auf das Werk H. P. Lovecrafts und versucht, die Atmosphäre seiner Schöpfung einzufangen. Es kommt besonders gut in den Romanen zu diesem Kosmos zur Geltung. Das erste Buch „Das letzte Ritual“ stammt von S. A. Sidor, einem im Pulp-Bereich erfahrenen Autor.

 

Alden Oakes steht als Sohn einer wohlhabenden Familie die Welt offen; er könnte alles werden, entscheidet sich aber dazu, ein Künstler zu sein und der doch eher brotlosen Malerei zu frönen und sich der entsprechenden Kolonie von Freigeistern in Arkham anzuschließen.

Auf einer Studienreise durch Europa verfällt er dem spanischen Surrealisten Juan Hugo Balthazar und freut sich daher umso mehr, als dieser die Kommune in Amerika besucht und auf dekadenten Partys Illusionen heraufbeschwört, die die Grenzen verschwimmen lassen und die die Künstler auch noch später verfolgen.

Alden kann sich aus dem Bann befreien und kommt schon bald dahinter, dass vielleicht mehr hinter den Trugbildern steckt, als jeder denkt. Vor allem, als Leute spurlos verschwinden. Mit einer Freundin macht er sich daran, das Geheimnis zu ergründen.


Zunächst einmal versucht der Autor, die Atmosphäre einzufangen, die man der Bohème in der Mitte der 1920er Jahre zuschreibt. Dekadente Partys, in denen die Grenzen des moralisch Erlaubten überschritten werden, öffnen den Weg für das Grauen, das ein ebenso geheimnisvoller und schlüpfriger wie auch charismatischer Mann über die lebenshungrigen jungen Leute bringt, die keine Existenzsorgen haben und in den Tag hinein leben können.

Alden scheint allerdings zu denen zu gehören, die ein wenig mehr über alles nachdenken und schon bald das dunkle Spiel entdecken, auch wenn es ihnen sichtlich schwer gemacht wird, es dann auch zu durchschauen.

Leider verschwimmen auch für ihn immer wieder Realität und Fiktion, er sieht Dinge, die andere nicht wahrnehmen. Aber nach und nach enthüllt er den Horror. Der ist widerwärtig und subtil, wie man ihn auch aus den Kurzgeschichten und Novellen Lovecrafts kennt. Die Geschichte ist nicht ohne Grund an den Schauplätzen angesiedelt, die einst dafür erfunden wurden.

Der Autor fängt den Schauer ein, gibt dem Ganzen aber auch eine eigene Note. Alden und seine Freunde sind mehr von der lebenslustigen Art, tragen zunächst keine Schwermut im Herzen und hoffen, das Grauen ohne Folgen besiegen zu können.

Die Geschichte ist flott geschrieben und ohne Längen, man fühlt sich regelrecht in die goldenen Zwanziger Jahre und auch den Kosmos mit all der düsteren Verderbtheit versetzt, der von Lovecraft so trefflich erschaffen wurde. Außerdem merkt man dem Roman nicht an, dass er zu einem Brettspiel entstanden ist.

„Das letzte Ritual“ erzählt eine düstere, phantastische Geschichte aus dem Kosmos des Brettspiels „Arkham Horror“, die genau das ausdrückt, was die Spielmechanismen ausmachen: Zusammenarbeit und Kombinationsgabe. Zugleich ist der Roman auch für Fans der Erzählungen Lovecrafts interessant, denn es spiegelt die Atmosphäre und das subtile bis schreckliche Grauen wider, das auch seine Geschichten und Novellen auszeichnen.