Maddrax 564: Operation Dark Force, Ian Rolf Hill (Buch)

Maddrax 564
Operation Dark Force
Ian Rolf Hill
Bastei, 2021, Romanheft, 68 Seiten, 2,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Matthias Hesse

Dass US-Präsident Biden just zum Erscheinen der aktuellen „Maddrax“-Episode den Beginn einer neuen Ära in der Außenpolitik seines Landes verkündet, ist ein kurioser Zufall. Die Staaten wollen nicht mehr in groß angelegten Militär-Operationen die Umgestaltung anderer Länder beeinflussen, heißt es aus dem Weißen Haus, und dass der so tragisch beendete Einsatz zwanzig Jahre lang täglich 300 Millionen Dollar gekostet habe. Vor diesem Hintergrund liest sich Ian Rolf Hills „Operation Dark Force“ noch einmal brisanter, denn Matthew Drax und sein Verbündeter Aran Kormak müssen vor dem Weltrat in Waashton einiges an Überzeugungsarbeit leisten, damit die World Council Agency und ihr Präsident, Schwarzenegger-Klon Mr. Black, einer gigantischen Operation zustimmen: Dark Force. 

 

Die Verbreitung der Dunklen, eines destruktiven Kultes, der durch einen bewusstseinsverändernden Keim weitergegeben wird und seinen Anhängerinnen und Anhänger Parafähigkeiten schenken kann, schreitet im postapokalytischen Afrika voran und hat die Schlagkraft der dortigen kaiserlichen Truppen längst an ihre Grenze gebracht. Eine moderne Truppe und eine gute Ausstattung sind erforderlich, um den Vormarsch zu stoppen und die Infizierten zu heilen, wo es möglich ist. Also muss Meeraka ran, und Eigentlich-Schurke Kormak nutzt seine Chance, sich den Verantwortlichen des Weltrats als Macher, Führungspersönlichkeit und Stratege zu präsentieren; die gute alte Weltherrschaft rückt näher.


In diesem Szenario sind die Hauptfiguren der Reihe, Commander Drax und Barbarin Aruula, fast schon Statisterie. Drax gesteht sich denn auch folgerichtig ein, dass er Kormak vermutlich unterbewusst deswegen ins Boot geholt hat, weil dieser Mann jene Skrupel halt nicht kennt, die ihn aus der Vergangenheit immer wieder plagen, wenn es an Militärschläge mit reichlich Kollateralschäden geht.

Michael Schönenbröcher, Redakteur und Mastermind hinter der Romanserie, hat kürzlich einen Handlungstwist angekündigt, der in der Leserschaft als „Mutter aller Aufreger“ aufgenommen werden könnte. „Operation Dark Force“ lädt diesbezüglich zu ersten Spekulationen ein.

Äußerst feinfühlig nimmt Aruula die Wankelmütigkeit ihres Gefährten wahr, kann sich einer gewissen Bewunderung für den willensstarken Kormak nicht entziehen - entspinnt sich hier schon bald eine heikle Affäre, die das Freund/Feind-Gefüge des gesamten Serien-universums erschüttert? Egal ob sich diese Vermutung am Ende als richtig oder falsch erweist: Mit dieser Folge untermauert Bastei-Vielschreiber Ian Rolf Hill deutlich den Ruf, der ihm als Erzähler guter Unterhaltung vorauseilt. Bereits die blutdrucksteigernde Einstiegszene würde anderen Pulp-Novels zum Showdown gereichen; der Kampf auf dem einstürzenden Haus ist durchweg stimmig, mit ordentlich Dramatik, Tempo, Aha-Momenten und feiner Ironie erzählt.

Obwohl die Serie mit dieser Ausgabe auf mehreren Handlungsebenen vorangetrieben wird, wird es nie unübersichtlich, und Andeutungen auf aktuelles Zeitgeschehen („Querdenker“ Egli) und Popkultur (Stormtrooper) machen neben Haaleys Sprüchen ebenfalls einen Gutteil des Lesevergnügens aus. Lediglich Antagonist Shadar will schon seit seiner Einführung zu Zyklusbeginn nicht so recht zünden. Trotz eines herben Verlustes, den er in dieser Episode zu erleiden hat, fehlt es ihm über seine Funktion in der Handlungsmechanik hinaus an glaubhafter Kontur.