Katja Kleiber: Der Banker mit dem Stöckelschuh (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 24. August 2021 11:08
Katja Kleiber
Der Banker mit dem Stöckelschuh
2021, Taschenbuch, 262 Seiten, 12,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Katja Kleiber verrät nicht viel über sich, lässt lieber ihre Krimis für sich sprechen, die sie in Frankfurt und in der Eifel ansiedelt. Sowohl 2020 als auch 2021 bekam sie ein Arbeitsstipendium der Hessischen Kulturstiftung. Vielleicht liegt das auch an den Krimis über ihre höchst eigenwillige Privatdetektivin Sandy, deren dritter Fall, „Der Banker mit dem Stcöckelschuh“, erschienen ist.
Sandy war nie wie ihre Schwester Silvia. Statt einer guten Ausbildung und Arbeit setzt die ehemalige Punkerin auf ihre Freiheit und lebt eher genügsam. Sie hat Spaß an ihrem Leben, schräge Freunde und nicht zuletzt strebt sie kaum nach Materiellem. Daher ist sie nicht begeistert darüber, dass auf einmal ihre Schwester auftaucht und bei ihr unterkommen will, weil sie zwar eine Stelle in Frankfurt hat, aber leider keine Wohnung.
Doch kaum hat Silvia diese in der Bank angetreten, wird auch schon ihr Chef ermordet und Sandys Schwester gerät unter schweren Verdacht. Das bringt die eigenwillige Ermittlerin auf den Plan. Sie setzt alles daran, die Wahrheit herauszufinden und den Mörder zu überführen, selbst wenn sie dafür selbst in der Bank arbeiten muss.
Eine Privatdetektivin, die Papierkram hasst, kein schickes Auto hat sondern Bus und Bahn fährt und deren Wohnung eher wie eine Katastrophe als eine schicke Unterkunft aussieht - das ist die sympathische Heldin dieses Krimis.
So ist ein gewisser Kultur-Clash vorprogrammiert, wenn die eher spießige Schwester auf den Plan tritt und Sandys Leben wie auch ihre Freunde gehörig durcheinander wirbelt. Allerdings ist Blut dicker als Wasser, denn die Detektivin traut Silvia keinen Mord zu. So beginnt sie selbst zu schnüffeln und trifft auf eine interessante Spur, die ein ganz anderes Bild auf den Ermordeten wirft. Und offensichtlich hat auch ihre Schwester mehr Geheimnisse, als sie dieser zugetraut hat.
Das macht die Handlung der Geschichte unvorhersehbar, denn es gibt immer wieder neue Wendungen, die an dem bisher angenommenen Motiv zweifeln lassen. Zumal Wahrheit gerne verschleiert wird und auch die scheinbar kreuzbrave Schwester ihre Geheimnisse hat.
Neben Problemen, die man in Frankfurt wirklich haben dürfte wenn man dort unterkommen möchte, gibt es auch Einblicke in eine Szene, die nicht gerne an die Öffentlichkeit tritt. Und natürlich bringt sich die Heldin aufgrund ihrer Leidenschaft für den Fall in Gefahr. Das und die schrägen Typen macht das etwas zu einfach gestrickte Ende verzeihlich, denn irgendwie ist der Weg eher das Ziel als die Auflösung selbst - und diesen Weg beschreitet der Roman mehr als unterhaltsam Außerdem gewinnt man die Figuren recht schnell lieb; denn selbst wenn sie manchmal überzeichnet wirken, so haben sie doch etwas an sich, was sie sympathisch macht und gleichzeitig aus der Masse anderer Ermittler hervorhebt.
„Der Banker mit dem Stöckelschuh“ ist vielleicht kein Krimi mit einer perfekten Auflösung, kann aber durch eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Handlung mehr als punkten und durch die liebenswerten Chaoten in den Hauptrollen kommt sogar ein guter Schuss Humor in die Handlung, die auch für mehr Toleranz in Bezug auf Randgruppen auf sehr einfühlsame Weise plädiert.