Uta Baumeister: Der Ruf der Schwalbe - Hönnetalroman 2 (Buch)

Uta Baumeister
Der Ruf der Schwalbe
Hönnetalroman 2
2021, Paperback, 290 Seiten, 11,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Uta Baumeister arbeitete lange im Gesundheitswesen und entschied sich 2013 einen ganz anderen Weg als freie Journalistin zu gehen, nachdem auch ihre vier Kinder eigene Wege gingen. Sie führt ein lebhaftes Familienleben, zieht sich aber auch zum Schreiben gerne in ein altes Bauernhaus in Schweden zurück. So muss auch ihr neuester Roman dort entstanden sein, der sich wieder mit dem Geheimprojekt „Schwalbe 1“ der Nazis im Hönnetal bei Menden beschäftigt.


Als sich im Nachlass der Schwester ihres Mannes Briefe aus Deutschland finden, die diese abgefangen haben muss, erwacht in der betagten Roosje de Jong der Wunsch mehr herauszufinden, denn über seine Zeit als Zwangsarbeiter in Deutschland hat ihr Mann niemals gesprochen, gerade nicht über die letzten Monate.

Und so wird die Reise nach Menden auch zu einer Fahrt in eine düstere Vergangenheit, die nicht nur dramatische Familien-Geheimnisse enthüllt, sondern auch einige Bewohner in der sauerländischen Stadt aufschreckt. Denn gerade unter den Alteingesessenen sind die, die nicht wollen, dass eine neugierige Heimatforscherin ein weiteres Mal Dinge aufwühlt, die sie gerne ein für alle Mal begraben würden.


Die Autorin verpackt ein Stück Zeitgeschichte in einen ebenso anrührenden wie sehr persönlichen Roman, der auf zwei Zeitebenen erzählt wird. Auf der einen Seite erfährt der Leser, was Klaas de Jong in Deutschland durchmachen musste, von seiner Zeit als Zwangsarbeiter bis hin zu den Momenten, in denen er erfuhr, dass nicht alle Deutschen brutal, grausam und gemein sind, sondern ihre Menschlichkeit bewahrt haben.

Trudi und ihre Eltern stehen für diejenigen, die sich in der Nazi-Zeit versucht haben durch zu wurschteln, ohne jedoch dabei sich selbst und ihre Güte zu verlieren. Ihr warmherziger Beistand kommt genauso zum Tragen, wie ihre Hilflosigkeit gegenüber den Machenschaften des Nazi-Regimes und den Schwierigkeiten, zu überleben.

Auf der anderen Seite zeichnet Uta Baumeister nach, wie schwierig es auch heute immer noch ist, zu recherchieren, weil entweder die Zeitzeugen nicht mehr da sind oder aber deren Nachfahren mauern, weil damit auch Verbrechen ans Licht kommen, die zwar nicht mehr gesühnt werden, aber dennoch als Schande gelten.

Das Ganze wird mit einer ansprechenden Handlung, liebevoll gestalteten Figuren und auch ein wenig Gefühl gespickt, damit sich das schwere Thema besser liest. Naturgemäß kommen die Gegenspieler der Helden etwas weniger zur Geltung, dafür erfährt man aber als Nachgeborener so Einiges über das letzte Kriegsjahr und die Zeit danach, die auch nicht ganz ohne war.

Die Auflösung ist gelungen, da es schon vorher erste Hinweise gibt, nur der Ausklang lässt den Leser leicht verwirrt zurück, was den gesamten Leseeindruck ein wenig trübt. Aber ansonsten bleibt das Buch ein wichtiger Einblick in Zeitgeschichte.

Der zweite „Hönnetalroman“ kann mit einer berührenden Geschichte punkten, in der das Schicksal eines Kriegsgefangenen und die Nachforschungen seiner engsten Verwandten ein Stück Zeitgeschichte im Sauerland als Tageslicht holt, das so gut wie vergessen ist.