Kim Harrisson: Bluteid – Rachel Morgan 8 Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 24. Oktober 2010 11:44

Kim Harrison
Bluteid
Rachel Morgan 8
(Black Magic Sanction)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Vanessa Lamatsch
Titelillustration von Nele Schütz Design
Heyne, 2010, Paperback, 734 Seiten, 14,00, ISBN 978-3-453-52750-8
Von Carsten Kuhr
Eigentlich hat sich Rachel Morgan, von Beruf Kopfgeldjägerin, ja mit ihrer Situation abgefunden. Während sie unter der Woche mit ihren beiden Partnern, einer lebenden Vampirin und einem Pixie als Runnerin, arbeitet, gehören die Wochenenden Al.
Dazu sollt man aber wissen, dass Al ein Dämon und Rachel mit einem Dämonenmal an diesen gebunden ist. Dass sie der Hexenzirkel für ethische und moralischen Standards gebannt hat, entzieht ihrer Existenz so langsam die wirtschaftliche Grundlage. Doch jetzt wird sie von den ach so aufrechten Hexen auch noch gejagt, beschworen und erpresst. Sie hat die Wahl: entweder, sie lässt sich körperlich wie geistig kastrieren, so dass sie keine Magie mehr wirken kann, oder sie stellt sich dem Zirkel als willfähige Versuchsperson zur Verfügung. Beides ist, verständlicherweise, nicht eben nach ihrem Geschmack. Als sich dann auch noch der Elf Trent, der Anführer des organisierten Verbrechens, auf ihre Fährte setzt, weiß sie, dass sie tief in der Bredouille steckt. Doch gerade in aussichtslosen Situationen wachsen die Gehetzten oftmals über sich hinaus – und auch Rachel zeigt, dass mit ihr zu rechnen ist, auch wenn sie ein ums andere Mal auf alte Bekannte, verflossene Liebhaber und Ex-Freunde trifft, die ihr in den Rücken fallen. Doch was einen nicht umbringt, macht einen nur stärker. Und das bekommen sowohl Al und Trent, als auch der Hexenzirkel zu spüren. Und da sage noch einmal einer, das Leben sei langweilig....
Man kann es kaum glauben, schon acht Romane um die Runnerin Rachel Morgen und ihre Freunde sind erschienen. Was sich zu Beginn sehr temporeich und vergnüglich las, das hat in den letzten Bänden deutlich an Fahrt verloren. Immer mehr rückten, statt der spannenden Auseinandersetzungen und Intrigen, die chaotische Gefühlswelt unserer Protagonistin in den Mittelpunkt der Bücher. Die immer komplizierter wirkende Handlung hatte sich ein wenig verselbständigt, der Spannungsfaktor reduzierte sich deutlich. Dies ist vorliegend glücklicherweise wieder ein wenig anders. Zum einen zieht Harrison viel Faszination aus der Verbindung Rachels mit der Dämonenwelt. Als widerborstiger Lehrling eines der fiesesten Dämonen muss unsere Heldin so Manches einstecken. Witzige, rasante Dialoge paaren sich mit überraschenden Einsichten in eine etwas andere Umgebung. Dazu gesellt sich mit einem schwarze Magie wirkenden Ex-Hexer und ehemaligen Geist ein neuer Mann im Leben der Rachel Morgan. Damit nicht genug, erwartet den Leser ein wahrer Showdown an Kämpfen des Hexenzirkels gegen Rachel und Co. Actionreich geht es zu, es wird gefightet und intrigiert, es gilt herbe Verluste zu beklagen und zu betrauern, aber auch zu triumphieren. Einzig, dass unsere Heldin sich ein ums andere Mal standhaft weigert, es ihren Widersachern mit gleicher Münze zurückzuzahlen, wirkt unglaubwürdig. Da wird Rachel in ihrem Heim bedrängt und angegriffen, wird verfolgt und denunziert, verleumdet und verletzt, weigert sich aber standhaft, ihre Verfolger wirklich ins Messer laufen zu lassen, oder diese zur Rechenschaft zu ziehen. Das passt nicht ins Bild, präsentiert uns eine Person, die so nicht glaubwürdig agiert.
Insofern hat Rachel zwar nach dem furiosen Finale, das unsere Heldin unbekleidet vor den Fernsehkameras sieht, zwar gewonnen, hat die Handlung von neuem Fahrt aufgenommen, bleibt aber nach wie vor, gerade weil unsere Heldin als extrovertierte und nicht eben langmütige Person gezeichnet wurde, in ihrem Auftreten nicht stimmig.