Maddrax 558: In Feindesland, Michael M. Thurner (Buch)

Maddrax 558
In Feindesland
Michael M. Thurner
Titelbild: Néstor Taylor
Bastei, 2021, Romanheft, 68 Seiten, 2,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Matthias Hesse

Michael Marcus Thurner, als Autor bei „Perry Rhodan“ deutlich präsenter als bei „Maddrax“, kehrt mit „In Feindesland“ zu seiner einstigen Stammserie zurück - gewissermaßen als Experte für Pilatre de Rozier, jener (historisch verbrieften) Figur im Maddraxiversum, die es aus dem 19. Jahrhundert in die dunkle Zukunft verschlagen und der im postapokalyptischen Afrika ein Kaiserreich voll fliegender Städte und höfischer Sitten errichtet hat. Ein alter Serien-Bekannter also. 

Im aktuellen Zyklus, der (zunächst) Afra zum Hauptschauplatz hat, wird er wieder gebraucht, und sei es nur, um den kaiserlichen Staffelstab an Sohnemann Victorius weiterzugeben. Der wiederum ist in einer dunklen Parallelwelt verschollen und kann gar nicht verhindern, dort von dem Keim infiziert zu werden, der Menschen zu hörigen Jüngern einer finsteren Gottheit macht - des Streiters nämlich, ebenfalls ein alter Bekannter der Romanheftserie. Victorius handelt hier erstmals eigenverantwortlich und lernt, wie gut es tut dem stets wertenden Blick des Übervaters zu entkommen, selbst wenn die Umstände widrig und die getroffenen Entscheidungen nicht immer glücklich sind. Pilatre ahnt seinerseits aber auch, dass er sich zurückziehen und Vertrauen lernen muss.

Somit steht in der 558. „Maddrax“-Episode ein Vater-Sohn-Konflikt im Mittelpunkt, der dadurch verschärft wird, dass der Filius nicht nur mit den alten Dämonen seiner Kindheit im Goldenen Käfig sondern auch mit einem neuen inneren Gegner kämpfen muss. Denn der dunkle Keim hat ihn zwar infiziert, doch seine Charakter-Stärke und letztlich auch die tiefe Liebe zu seinem problematischen Vater lässt dem Bösen wenig Platz in seinem Herzen. So muss es sich in den Kokon einer eigenständigen Persönlichkeit abkapseln, nennt sich Umbusi (Zulu für Herrscher) und ist stark, aber beherrschbar.

Ein dickes Psycho-Brett also, das Thurner da bohrt. Und als Leser und Fan der Serie fällt es mir nicht leicht zu resümieren, dass diese mutige Themensetzung keinen wirklich aufregenden Roman zum Ergebnis hat. Etwas zu routiniert erzählt, um wirklich zu berühren. Etwas zu angeschafft die Figur des Umbusi, etwas zu unterkomplex seine Entstehung. Neuigkeiten, die die Gesamthandlung vorantreiben, gibt es ebenfalls keine. So dümpelt recht spannungsarm vor sich hin, was durchaus das Zeug zu einem für das Genre herausfordenden Psychogramm gehabt hätte, aber das hohe Niveau der vergangenen Ausgaben leider nicht ganz halten kann.

Auf der Habenseite: Ein tolles Cover aus der Feder von Néstor Taylor, die interessante Nebenfigur des Gardisten Kyran von Tsambaali im Loyalitätskonflikt und einen Ohrwurm, der sicher ein paar Tage hält: Die südafrikanische Befreiungshymne „Sooshoolooza“.