Naomi Novik: Tödliche Lektion - Scholomance 1 (Buch)

Naomi Novik
Tödliche Lektion
Scholomance 1
(A Deadly Education, 2020)
Übersetzung: Doris Attwood
cbj, 2021, Hardcover, 470 Seiten, 20,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Naomi Novik ist hier in Deutschland vor allem durch ihre „Drachenreiter“-Romane bekannt, die sie in einem alternativen Europa zur Zeit Napoleons angesiedelt hat. Nun startet sie eine neue Serie in einem ganz anderen Bereich. Auch wenn „Scholomance“ in einer Schule spielt, so ist diese doch nicht mit Hogwarts und Co. zu vergleichen, wie schon der erste Band „Tödliche Lektion“ beweist.


Wer mit magischen Gaben gesegnet ist, landet auf jeden Fall in der Scholomance - das Verlassen ist allerdings nicht gesichert. Denn die Zauberschule führt ein Eigenleben. Es gibt weder Lehrer noch Sicherheit, von Anfang an sind die Jugendlichen dazu gezwungen wachsam zu bleiben, denn überall können Monster und tödliche Manifestationen lauern. Auch das Lernen bereitet so seine Tücken und verlangt jede Menge. Außerdem ist es wichtig, sich Verbündete zuzulegen, denn alleine überlebt man nicht lange.

Das weiß auch Galadriel, kurz El gelernt, die nicht nur als Außenseiterin an die Scholomance gekommen ist, sondern auch einen immensen Drang in sich trägt, vernichtende Zaubersprüche zu lernen. Doch das ist ein fataler Weg, den sie so gut wie möglich vermeidet - auch als der allseits beliebte Orion, ein magisches Wunderkind und Mädchenschwarm anfängt, sich für sie zu interessieren und ihr mehrfach das Leben rettet.


Die Autorin benutzt all die Elemente, die solche Urban-Fantasy-Geschichten ausmachen: Junge Leute kommen in einer Art College zusammen, in dem sie magische Abenteuer erleben, aber auch Freundschaft und Romanzen. Nur gewichtet Naomi Novik die Inhalte ganz anders als man es von vergleichbaren Geschichten kennt.

Durch ihre Vorgeschichte ist El eine bekennende Einzelgängerin, die niemandem traut und bisher auch nur Zweckbündnisse eingegangen ist. Allerdings merkt sie sehr schnell, dass das auf Dauer nicht gut ist und öffnet sich ein wenig, ohne sich anderen dabei anzubiedern, was ihr aber auch ein paar echte Bindungen einbringt.

Dafür gibt sich die Romanze weitaus holpriger, denn El geht nur sehr widerwillig auf die Annäherungsversuche von Orion ein und bleibt selbst als sie sich ein wenig mehr mit ihm anfreundet, vorsichtig. Denn etwas ist am dem Star der Schule, was sie immer wieder stutzen lässt. Das sorgt am Ende auch für einen spannenden Cliffhanger.

Ansonsten werden jede Menge Abenteuer, eine aktive Heldin - die auch für andere inspirierend ist - und Gefahren, die es wirklich in sich haben und nicht nur belächelt werden, geboten. Dazu kommt ein guter Schuss an Zynismus - gerade El hat ihre Ecken und Kanten, die aus ihrer wechselvollen Vorgeschichte resultieren und sie interessant machen. Bei einigen der Nebenfiguren trifft das mit der Zeit auch zu, vor allem die Mädchen zeigen im Verlauf der Handlung interessante Facetten. Allein Orion bleibt mysteriös und gibt nur wenig von sich preis, so dass genug Neugier auf den zweiten Band entsteht, gehört doch die Autorin nicht zu denen, die ein Happy End um jeden Preis erzwingen.

Alles in allem kommt das Buch dem Fantasy-Fan weitaus mehr entgegen als andere Geschichten dieser Art. Das Szenario ist gut durchdacht und böse, die Figuren agieren weitaus erwachsener als man es sonst kennt und beschäftigen sich vor allem mit dem Abenteuer.

„Tödliche Lektion“, der erste Band der „Scholomance“-Saga, ist daher durchaus einen Blick wert, definiert der Roman doch gerade die Schulgeschichten, die seit „Harry Potter“ in der Urban Fantasy zugenommen haben, neu und bietet auch viele interessante Elemente für erfahrenere Leser, die aus Beziehungsgeplänkel und Romantik etwas herausgewachsen sind.