Martin Baresch & Lars Vollbrecht: Kleiner Sohn des Unsichtbaren Volkes (Buch)

Martin Baresch & Lars Vollbrecht
Kleiner Sohn des Unsichtbaren Volkes
Gloryboards, 2021, Taschenbuch, 110 Seiten, 9,90 EUR (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Der 1954 geborene Martin Baresch, der bis 1995 Martin Eisele hieß, ist ein aktiver Autor und Übersetzer. Er veröffentlichte viele Romane und Geschichten für Kinder und Erwachsene, vor allem in den Bereichen der Phantastik, Fantasy, SF und bei den Thrillern. Zugleich verfasste er auch Einiges an Film- und Serien-Adaptionen, unter anderem Bücher zur „Tatort“-Reihe. Sein neuestes, zusammen mit dem Künstler Lars Vollbrecht konzipiertes Werk, „Kleiner Sohn des Unsichtbaren Volkes“, ist an alle gerichtet, die ein ganz besonderes Herz für Zwerge haben.


Die beiden miteinander verstrittenen Zwergen-Könige, die keine Gelegenheit auslassen sich übereinander zu ärgern, haben in der gleichen Nacht unangenehme Visionen, Träume und Begegnungen. Eine noch nicht näher einzugrenzende Gefahr bewegt sich auf sie zu, die die schöne Ordnung im Reich unter dem Berge auf den Kopf stellen könnte.

Planen etwa die Menschen schon wieder etwas? Die Könige ignorieren die Warnungen erst einmal, so dass es andere sind die mehr oder weniger ungewollt entdecken, was sich gerade mit voller Wucht gegen sie richtet.

Und es ist ausgerechnet an Ulkar, einem eher unscheinbaren und sehr friedliebenden Zwerg aus dem Clan des Unsichtbaren Volkes. Ausgerechnet er, der weder kämpfen kann, vor Konfrontationen am liebsten flüchtet und lieber die Kuschelkatzen seines Herrn hütet, muss jeden Einsatz zeigen, um eine Invasion aufzuhalten.


Die Geschichte erzählt mit einem liebenswerten Augenzwinkern wie Ulkar das anstellt, ohne dabei sich selbst zu verraten. Dabei wird der gemütliche und rundliche Zwerg, der zwar seinem heldenhaften Freund nachzueifern versucht aber immer wieder scheitert, in verrückte und absurde Situationen gebracht, in denen er über sich selbst herauswachsen muss. Da er keine Kampf-Erfahrung besitzt, pendelt das doch immer wieder zwischen Fettnäpfchen und überraschenden Erfolgen.

Liebenswert entwirft und beschreibt der Autor den Charakter, in dem sich sicherlich viele wiederfinden werden, ist er doch eher normal, hat seine Schwächen und Unzulänglichkeiten, aber auch Träume - nur bisher nicht den Mut, über sich hinauszuwachsen.

Sympathie gewinnt er durch seine freundliche und offene Art, die Momente, in denen er einfach handelt und dabei seinem Herzen folgt.

Die Geschichte selbst nimmt zugleich andere Klischees der Fantasy auf die Schippe, gerade auch was die Darstellung der Menschen und gewisse Mythen betrifft. Denn die kommen ganz und gar nicht gut weg. Dafür läuft bei den Zwergen so Einiges anders, was sie irgendwie noch unterhaltsamer macht.

Das Ganze ist in einem flotten und gefälligen Stil geschrieben, die Handlung ist abwechslungsreich, lädt immer wieder zum Schmunzeln ein, hat aber auch spannende Momente, wenn der Held und sein Freund wieder einmal in der Klemme stecken. Dabei besitzt das Buch auch gleich die richtige Länge und wird auf keiner Seite langweilig.

Die Zeichnungen von Lars Vollbrecht runden die Geschichten ab. Sie stacheln die Phantasie genauso an wie die Vorstellungskraft.

Mit „Kleiner Sohn des Unsichtbaren Volkes“ haben Martin Baresch und Lars Vollbrecht eine liebenswerte und warmherzige Gutfühl-Geschichte über die Zwerge geschaffen, die Junge und Alte gleichermaßen mit Vergnügen genießen können, selbst wenn sie mit der Fantasy noch nicht ganz so vertraut sind. Denn neben einem netten Abenteuer gibt es auch jede Menge Humor, der einen bis zur letzten Seite begleitet.