Alissa Stone: Slave me - Besitze mich (Buch)

Alissa Stone
Slave me - Besitze mich
Blue Panther Books, 2020, Taschenbuch, 216 Seiten, 12,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Nach „Im Zentrum der Lust“ publizierte die unter dem Pseudonym schreibende Autorin Alissa Stone mit „Slave me - Besitze mich“ bei Blue Panther Books einen weiteren Roman, der gleichfalls BDSM thematisiert.


Melissa Harris hat hart für die Realisierung ihres Traums gearbeitet und wähnt sich endlich am Ziel, da sie von ihrem Chef dessen zweite, neu eingerichtete Kunst-Galerie anvertraut bekommt. Die Freude ist jedoch von kurzer Dauer, denn ein Unbekannter erpresst sie mit seinem Wissen um ihre Neigungen und droht, ihrem Chef peinliche Fotos aus einem Sex-Club zuzuspielen - was das sofortige Ende ihrer Karriere bedeuten würde -, falls sie dem Erpresser nicht ein Bild beschafft, das sich im Besitz von Ethan Luces befindet, einem ungeliebten Konkurrenten, der Melissa bereits vergeblich angebaggert hat.

Notgedrungen lässt sich die junge Frau auf einen pikanten Deal ein. Zehn Tage lang soll sie Ethan gehören. Danach will er ihr das teure Bild ohne weitere Bedingungen überlassen. Obschon Melissa die ‚Erziehung‘ genießt, sogar dann, wenn Grenzen überschritten werden, muss sie immer wieder die Zähne zusammenbeißen, um alles zu ertragen, was Ethan für sie geplant hat - insbesondere die Strafen. Oft ist das sehr hart, denn der Erpresser spielt ebenfalls mit ihr und setzt sie weiter unter Druck, indem er ihrem Chef mysteriöse Botschaften schickt.

Bald weiß Melissa nicht mehr, wem sie noch trauen darf. Könnte ihre Freundin Carina neidisch auf den Karrieresprung sein und dahinterstecken? Oder gar Ethan, dem jener Club gehört und der sich Melissa nach der Abfuhr vielleicht auf diese Weise endlich gefügig machen konnte? Beide scheinen mehr zu wissen, als sie zugeben.

Als wäre all das nicht schon schlimm genug, glaubt Melissa, in dem umschwärmten Ethan den Mann gefunden zu haben, dem sie sich aus Liebe völlig hingeben möchte. Falls er ehrlich spielt, sie genauso schätzt, und sie in ihrem Traum-Job weiterhin arbeiten darf.


Wer die Titel von Blue Panther Books kennt, weiß, was ihn erwartet: Krimi wird klein- und Erotik großgeschrieben. Tatsächlich beschränkt sich der Spannungsteil auf die Erpressung, die nicht durch Investigationen, sondern Fachwissen aufgeklärt wird. Der Schwerpunkt gilt Melissas Sehnsüchten und den ‚genussvollen Qualen‘, denen sie sich nach Ethans Willen unterziehen muss.

Zwar bekennt sich die Protagonistin zu ihrer devoten und auch masochistischen Neigung, doch wurde sie noch nie ‚abgerichtet‘ und tut sich schwer mit manchen besonders demütigenden Befehlen, die stets einen immensen Reiz auf sie ausüben, vor allem wenn der Erpresser gleichzeitig den Druck erhöht und es niemanden gibt, dem sie sich anvertrauen kann und der ihr helfen würde. Zu gern möchte sie die zehn Tage mit Ethan genießen und sich eine gemeinsame Zukunft wünschen, doch die Realität fordert von ihr eine harte Entscheidung.

In diese Rahmenhandlung bettet die Autorin eine Vielzahl von BDSM-Praktiken, angefangen bei Sprech- und Orgasmusverboten, über Fesseln, Augenbinden, Keuschheitsgürteln und Spanking bis hin zur Degradierung der Sub zum reinen Sex-Objekt, das der Dom und Fremde mit seiner Erlaubnis beliebig benutzen dürfen, ohne dass sie ebenfalls Befriedigung daraus schöpft. Zwar fragt sich Melissa, warum sie das über sich ergehen lässt - das Bild lieferte bloß den Anlass und ist nicht der Grund -, doch eine andere Antwort, als dass sie die Spiele „geil“ findet, dies will und sich in ihren kenntnisreichen ‚Peiniger‘ verliebt hat, kann sie nicht geben.

Für den Leser, der an sich mit Vanilla-Sex zufrieden ist, bedeutet „Slave me – Besitze mich“ einen Abstecher in einen Bereich, der über softe Fesselspiele mit der Krawatte, den leichten Klaps aufs Hinterteil und Sahne auf den Intimzonen weit hinausgeht. Nicht jeder findet es erregend, physisch und psychisch gezüchtigt und gedemütigt zu werden. Von daher kann man den Titel durchaus als kleines Lehrstück betrachten, wie weit man selber aus Neugierde oder echtem Bedürfnis zu gehen wagen würde - so weit wie Melissa, gar weiter oder auch nicht.

Alissa Stone schildert die Erlebnisse ihrer Hauptfigur anschaulich und überzeugend. Ihr eloquenter Stil gefällt und auch, dass sie die BDSM-Szenen mit einer richtigen Handlung verknüpft. Schon deshalb ist das Buch, selbst wenn man sich nicht davon inspirieren lassen möchte, eine unterhaltsame, spannende Lektüre für Erotik-Fans, die neugierig über den eigenen Tellerrand schauen.