Anne Oldach: New Worlds - Lüge & Verrat (Buch)

Anne Oldach
New Worlds - Lüge & Verrat
Kampenwand, 2021, Paperback, 322 Seiten, 12,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Die in Rostock geborene Anne Oldach war schon in ihrer Kindheit von Märchen und den unkonventionellen Helden aus der Feder Astrid Lindgrens begeistert. Später begann sie selbst zu schreiben und wurde für ihren Debüt-Roman „New Worlds - Lüge & Verrat“ im Rahmen des Mentorenprogramms des Landes Mecklenburg-Vorpommern mentoringKUNST gefördert.


Alterslos, perfekt und ohne die Makel der Menschheit geschaffen. Das Leben könnte nicht perfekter für die junge Lika sein, die Teil der Gemeinschaft in dem künstlichen und von einer Kuppel geschützten Projekt Eden ist, in der die Menschheit die Fehler auszubügeln versucht, die frühere Generationen machten.

Mit Leidenschaft versucht die künstlich geschaffene Frau ihre Aufgabe als Wissenschaftlerin zu erfüllen und nimmt auch gelegentliche Unstimmigkeiten in ihren Leben hin. Das ändert sich erst, als sie das Leben „draußen“ kennenlernt. Denn ihr Mentor nimmt sie mit zu den Überlebenden der Menschheit, die einen eigenen Weg gefunden haben, auf der sich nur langsam erholenden Erde zurechtzukommen. Es ist vor allem ein junger und zorniger Mann namens Milo, der ihr die Augen öffnet.


Auch wenn es natürlich romantische Anklänge gibt, so ist das doch nicht das Hauptthema der Geschichte. Anne Oldach legt viel mehr Wert darauf, erst einmal ihre Zukunftsvision aufzubauen. Auf der einen Seite ist da „Eden“, die perfekt erscheinende Enklave, in der die Menschheit ihre Fehler zu überwunden haben scheint, weil ein paar Wissenschaftler Wege gefunden haben, die Schwächen auszumerzen, indem sie gleich die perfekten Menschen designten. Lika ist eine von ihnen - eine junge Frau, die leidenschaftlich in ihrem Tun aufgeht und nichts hinterfragt, auch wenn sie manchmal das Gefühl hat, das etwas nicht stimmt.

Dann blendet die Autorin zur Welt jenseits der Glaskuppel um. Die Spuren der Umweltverschmutzung sind immer noch zu erkennen – aber die Erde beginnt sich zu erholen und einige der Überlebenden versuchen ganz offensichtlich jetzt im Einklang mit der Natur zu leben und es besser zu machen.

Anne Oldach lässt die beiden Welten aufeinandertreffen und das löst auch eine interessante Entwicklung in Lika aus, denn wie in jeder guten Dystopie merkt sie erst durch die Gegensätze, dass ihre Heimat nicht unbedingt das verheißene Utopia ist und hinter den Kulissen immer noch viele menschliche Emotionen eine Rolle spielen.

Die Handlung wird spannend aufgebaut: Extremsituationen treiben die Entwicklung von Lika und anderen Figuren voran und das Ende ist sogar halbwegs in sich geschlossen, auch wenn viele Fragen offen bleiben, die vermutlich in weiteren Bänden geklärt werden.

Alles in allem ist die Geschichte gut durchdacht, gibt allen Themen Raum und macht Lust auf Mehr, denn man merkt, dass der Hintergrund nicht nur dazu dienen soll, eine Liebesgeschichte exotischer zu machen, sondern immer wieder mit kleinen Twists neue Überraschungen bereithält. Die Charaktere sind zudem recht überzeugend gestaltet und der Stil bleibt durchweg gefällig, so dass es keine Längen gibt.

„New Worlds - Lüge & Verrat“ ist eine gelungene moderne Dystopie mit allem, was dazu gehört: einem scheinbar perfekten Paradies, das zu bröckeln und einer sympathischen jungen Heldin, die zu hinterfragen beginnt, wie auch einem gut durchdachten Hintergrund. Die Romantik ist vorhanden, spielt sich aber nicht in den Vordergrund sondern fügt sich gelungen in die Entwicklung ein.