Adalyn Grace: Fluch der sieben Seelen (Buch)

Adalyn Grace
Fluch der sieben Seelen
(All the Stars and Teeth. 2020)
Übersetzung: Karen Gerwig
Piper, 2021, Paperback, 426 Seiten, 16,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Fast ihr ganzes Leben hat sie auf diesen Tag hingearbeitet: An ihrem 18. Geburtstag soll Amora Montara, die Prinzessin des Inselkönigreichs Visidia beweisen, dass sie zur zukünftigen Thronfolgerin taugt. Dafür muss sie nur zeigen, dass sie die gefährliche Seelenmagie beherrscht, mit der ihre Familie, die Montaras, seit Generationen ihr Volk vor einem bösartigen Monster beschützen. Besteht sie die Prüfung aber nicht, so droht ihr der Tod. Dumm dabei, dass die einzige Thronerbin außer ihr selbst, ihre Tante, entgegen der Vorgaben ihre eigene Magie schon vor der Prüfung Amoras gefunden und geweckt hat.

Die verdorbene Seele des Mörders, den sie dann hinrichten soll, hat sie auch schnell und relativ mühelos entdeckt, allein die Vollstreckung des Urteils misslingt.

Amoras Traum, Herrscherin zu werden und auf einem Schiff ihr Reich zu erkunden, löst sich in Chaos und Trauer auf. An Bord eines Piratenschiffs flieht die frühere Prinzessin und macht sich, begleitet von Bastian dem Piraten auf, das Reich kennenzulernen...


Die Stärke des ersten Bandes dieses Zweiteilers liegt unzweifelhaft im Worldbuilding und dem so noch nicht beschrieben Magie-System. Das Reich mit den sieben verschiedenen Inseln und unterschiedlichen Magieformen wie Zeit, Elemente, Flüche und natürlich die machtvolle Seelenmagie, die nur die Montaras beherrschen, ist interessant ausgestaltet, wenn auch zu Beginn des Romans ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Leider aber können die Figuren selbst nicht wirklich begeistern. Alle, ausdrücklich inklusive der Hauptperson, bleiben blass und sie wirkt unsympathisch. Sie ist eine eingebildete Zicke, impulsiv, überheblich und besserwisserisch - wahrlich kein Protagonist, mit dem der Leser schnell oder gerne warm wird.

Eigentlich sind die Ingredienzien für einen tollen Abenteuer-Schmöker vorhanden: magische Schiffe, Meerjungfrauen, Kostbarkeiten und Romantik - nur macht die Autorin viel zu wenig daraus. Stattdessen langweilte sie mich mit der sich ständig wiederholenden Darstellung von natürlich prächtig funkelnden Äußerlichkeiten und verzierten Roben, Schätzen und Bauwerken. Das störte den Lesefluss erheblich, nahm nicht nur das Tempo aus dem Plot sondern kostete auch viel Faszination. Dazu kamen ein bisschen zu wenige Spannungshighlights, sprich zu viele Längen. Eine Kürzung - und keine moderate - hätte dem Buch gut getan.

So ist der Auftakt der Dilogie eine Enttäuschung, muss man angesichts des verschenkten Potentials traurig sein.