Jay Kristoff: Stormdancer - Der Lotuskrieg 1 (Buch)

Jay Kristoff
Stormdancer
Der Lotuskrieg 1
(Stormdancer, 2012 )
Übersetzung: Aimée de Bruyn Ouboter
Titelbild: Jason Chan
Karte: David Atkinson
Kanji-Design: Araki Miho
Cross Cult, 2021, Paperback, 528 Seiten, 14,00 EUR (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

In Deutschland ist der 1973 in Perth geborene australische Autor Jay Kristoff vor allem durch seine „Nevernight“-Trilogie bekannt geworden, in der er die Abenteuer einer jungen Assassine beschrieb. Cross Cult bringt nun sein Debütwerk heraus, das der Auftakt zu seiner Trilogie „Der Lotuskrieg“ ist.

 

Das Inselreich Shima ist kurz vor dem ökologischen Zusammenbruch, auch wenn das die herrschenden Adligen und vor allem die Gilde nicht wahrhaben wollen. Dazu kommt ein Shogun, der in erster Linie an die Erfüllung seiner eigenen Gelüste denkt und nicht an das Wohl seines Volkes.

Die maschinenverherrlichende Lotusgilde treibt die Industrialisierung ungehindert und gnadenlos voran, ist mittlerweile die geheime Macht hinter den Adligen. So löschen sie alle aus, die in Kontakt mit den alten magischen Kräften des Landes kommen könnten. Auch die junge Yukiko muss fürchten, irgendwann umgebracht zu werden. Aber noch steht sie an der Seite ihres Vaters, der als Jagdmeister des Shogun nun einen schier unmöglichen Auftrag erhält: Er soll einen Donnertiger fangen und an den Hof bringen.


Doch wie man sich denken kann, gelten die in Shima mittlerweile als ausgestorben und so ist eine Suche danach eher ein Todeskommando bei einem Herrscher, der Versagen nicht toleriert. Gerade für die junge Heldin wird dies zu einem Wendepunkt in ihrem Leben, denn die Reise in die noch nicht ganz zerstörte Wildnis bringt sie nicht nur dazu umzudenken, sondern sich auch ihrem magischen Erbe zu stellen.

Wie auch später in seinem Werk ist der Autor dabei nicht gerade nett zu seinen Helden, denn die müssen alle Einiges durchmachen. Man wird das Gefühl nicht los, dass er seine Figuren gerne quält und ihnen die Hoffnung nimmt, bis fast nichts mehr davon übrig bleibt.

Aber das wird schon recht unterhaltsam präsentiert, denn in der Handlung geben sich ruhige Momente, in denen die Figuren ihren Charakter weiter entwickeln können, und handfeste Action ab.

Dabei wird auch der rote Faden nicht vergessen, so dass schon bald eine runde Sache entsteht, die gut vorstellbar ist. Hilfreich ist wohl auch, dass sich Kristoff dabei eines Hintergrundes bedient, der sehr stark an das Japan der Edo-Zeit angelehnt ist - verknüpft mit einigen Steampunk-Elementen, die sich an den Animes orientieren.

So kann sich der Leser gut auf das Geschehen konzentrieren, das sowohl den Hauptfiguren als auch ihm keine Atempause lässt. Es gibt immer wieder böse Wendungen; Kristoff spielt dabei gnadenlos mit den Figuren und deren Gefühlen, Längen gibt es keine.

Vielleicht bedient sich die Handlung dabei auch vieler Klischees, aber die werden auch immer wieder variiert oder sogar auch gleich ad absurdum geführt. Immerhin findet das Buch am Ende sogar einen halbwegs runden Abschluss - es bleiben aber genug Fragen offen, um eine Fortsetzung anzubieten.

Die Figuren entwickeln erstaunlich viel Profil, auch wenn man nicht alles über ihre Vergangenheit erfährt. Und nicht immer sind sie einfach nur einem bestimmten Archetypus zuzuordnen.

„Stormdancer“ ist der gelungene Auftakt zu Trilogie „Der Lotuskrieg“, in der eine Welt ähnlich dem feudalen Japan mit all seiner Magie gelungen mit Steampunk-Elementen zum Schauplatz eines Abenteuers mit wendungsreicher Handlung und lebendigen Charakteren wird.