Arvid Heubner: Totenzug - Tinus Geving 2 (Buch)

Arvid Heubner
Totenzug
Tinus Geving 2
(Der Roman erschien erstmals 2017 unter dem Titel „Der Kuckuck ruft in den Weiten“)
dp Verlag, 2021, eBook, 4,99 EUR

Rezension von Elmar Huber

Im Thalys von Paris nach Rotterdam stirbt der norwegische Staatsanwalt Erik-Sondre Bondevik, der als Sonderermittler gegen den norwegischen Ölkonzern NorskOil eingesetzt war, unter mysteriösen Umständen. Mit an Bord: Lieutenant Chloé Lambert, vormals bei der Pariser Kripo, jetzt neu bei Europol im Team von Kriminalhauptkommissar Tinus Geving. Schnell ist klar, dass Bondevik noch in Paris einem Giftanschlag der altmodischen Art zum Opfer gefallen ist. Auch der Attentäter ist bald gefunden: Ghuvan Francescu Santini, genannt „der Kuckuck“.

Chloé Lambert muss wieder zurück in die französische Hauptstadt und gemeinsam mit ihren ehemaligen Kollegen der Pariser Polizei ermitteln. Santini beginnt derweil ein perfides Spiel mit seinen Verfolgern, dessen Zweck noch unklar ist. In Geving wächst die Überzeugung, dass das undurchsichtige Spiel Santinis nur einen Zweck hat: Der Kuckuck will die Europol-Beamten zu seinen Auftraggebern führen.

 

Nach einem Prolog im Irak und einer ebenso kurzen Szene am Pariser Bahnhof Gare du Nord erwartet den Leser schon fast direkt der Tote, der die Story ins Rollen bringt. Europol fühlt sich sofort zuständig und beginnt mit den Ermittlungen; der Roman legt mit einem Stakkato kurzer Szenen ein rasantes Tempo vor.

Leider kann der sehr kurz geratene Roman, die Erwartungen, die hier geschürt werden, über die Mittelstrecke nicht erfüllen. Das Kompetenz-Gerangel von Europol mit den lokalen Behörden ist vorhersehbar, und Team-Nesthäkchen Chloé Lambert hat nur eine Szene, in der sie ihrem ehemaligen Vorgesetzten endlich die Stirn bietet, um zu glänzen. Ansonsten bleibt sie, wie auch die anderen Charaktere, banal gesichtslos und damit uninteressant. Die gewünschten Eigenschaften werden den Figuren lediglich durch den Autor zugeschrieben, spürbar ist davon wenig.

Die schnellen Orts- und Perspektivenwechsel, die anfänglich für angenehme Beschleunigung sorgen, machen das Geschehen im weiteren Verlauf reichlich unübersichtlich und hängen den Leser ab. Verbunden mit dem immer weiter sinkenden Interesse für die Figuren, dafür mit allerhand Pathos, wird der Roman mehr und mehr zu einer eher spannungsarmen Angelegenheit.

Farblose Charaktere torpedieren in „Totenzug“ die anfänglich gut aufgebaute Erwartungshaltung dieses Spionage-Thrillers.