Vinci (Comic)

Didier Convard
Vinci
(Vinci, vol. 1: L’ange Brisée und vol. 2: Ombres et lumiéres, 2008)
Zeichnungen: Gilles Chaillet
Tusche : Marc Jailloux
Koloration: Chantal Defachelle
Aus dem Französischen von Resel Rebiersch
Titelillustration von Gilles Chaillet
Ehapa, 2010, Hardcover, 114 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3337-7

Von Irene Salzmann

Seit geraumer Zeit erscheinen in der Ehapa Comic Collection schön gestaltete „All in One“-Alben, die es den Comic-Freunden ermöglichen, zu einem angemessen Preis eine kurze Serie komplett zu erwerben. Dies trifft auch auf „Vinci“ zu, das die beiden Bände „Der zerbrochene Engel“ und „Licht und Schatten“ beinhaltet. Die Story stammt von Didier Convard („Tanatos“), die Illustrationen von Gilles Chaillet („Vasco“).

Mailand im späten 15. Jahrhundert: Am Ufer eines Kanals wird die verstümmelte Leiche des Notars Christoforo di Rodrigo gefunden. Der Mörder hat ihm das Gesicht abgeschnitten! Zeugen behaupten, eine unheimliche Gestalt gesehen zu haben. In kurzen Abständen ereignen sich ähnliche Verbrechen an anderen Orten. Vogt Vittore, der den Fall aufklären soll, stellt fest, dass sich zur Tatzeit stets das begnadete Genie Leonardo da Vinci zusammen mit einem jungen Begleiter und einer geheimnisvollen Frau in den jeweiligen Städten aufhielt. Obwohl der Vogt dem Verdächtigen auf den Fersen bleibt und ihm eine Falle zu stellen versucht, kann er nie den Beweis erbringen, dass da Vinci schuldig ist. Dieser löst schließlich selber das Rätsel auf, aber das hilft dem Vogt überhaupt nicht...

Der Comic hat eine Rahmenhandlung, die die Neugierde weckt und in die die eigentliche Geschichte eingebettet ist. Als Leser erfährt man sehr früh, wer der unheimliche ‚Engel‘ oder auch ‚Dieb der Gesichter‘ ist, nicht aber seine Beweggründe. Man ahnt, dass es etwas mit der Frau zu tun hat, deren Gesicht stets verdeckt bleibt. Erst am Schluss erfährt man zusammen mit dem Vogt die letzten Details – und alles ergibt einen Sinn. Man hat spätestens jetzt auch Verständnis für das Handeln des Mörders, denn er nahm Rache an einigen grausamen Personen, die noch viel Schlimmeres getan hatten, sich jedoch der Strafe bislang entziehen konnten und ein angenehmes Leben führten. Bis es die Wahrheit enthüllt wird, nimmt man an der Schnitzeljagd teil, die spannend und dramatisch inszeniert und realistisch gezeichnet ist. Vor allem die aufwändigen Hintergründe und die stimmungsvolle Kolorierung gefallen.

„Vinci“ ist ein spannender Spätmittelalter-Krimi, der sich durchaus an Umberto Eccos „Im Namen der Rose“ messen kann. Die Handlung ist realistisch inszeniert, bringt mit Leonardo da Vinci eine der schillerndsten historischen Persönlichkeiten und viele seiner Erfindungen ins Spiel und überzeugt außerdem durch interessante, nachvollziehbare Charaktere, die typische Kinder ihrer Zeit sind.

Schätzt man edle Comic-Alben und packende Geschichten, sollte man sich diesen Titel nicht entgehen lassen.