Maddrax 554: Haaley, Ian Rolf Hill (Buch)

Maddrax 554
Haaley
Ian Rolf Hill
Bastei, 2021, Romanheft, 68 Seiten, 2,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Matthias Hesse

Nachdem in „Entscheidungen“ (Band 545) Parallelwelt-Smythe aus Coellen entkommen konnte, muss er sich in seiner neuen Umgebung orientieren. Nach Meeraka soll es gehen, von dort aus will der Schurke (mal wieder) nach der Weltherrschaft greifen.

Der Duisburger Hafen, ehemals größter Binnenhafen Europas, liegt im Jahr 2551 längst an der Nordeseeküste, also schlägt der Professor Jacob Smythe sich dorthin durch – und begegnet unterwegs einer zierlichen blonden Frau mit deutlichem Borderline-Syndrom, die ihm nicht nur in punkto Wahnsinn, sondern auch Gerissenheit locker das Wasser reichen kann: Choyganmaa Aksina Jevdokija Ewgenija, genannt Haaley.

Weil sie sich mehr als gut in der zersiedelten, ruppigen Ruinenstadt mit seinen wenig zimperlichen barbarischen Bewohnern auskennt und zu behaupten weiß, heftet Smythe sich an ihre Fersen, was er mehr als einmal bereut. Beinahe kann der Superschurke einem leidtun, hat er doch seine Meisterin gefunden.


Ian Rolf Hills aktueller „Maddrax“-Beitrag, „Haaley“, ist eine unverhohlene Hommage an des Jokers Gefährtin Harley Quinn aus dem Batman-Universum und gespickt mit Anspielungen, Gags und Zitaten, die vermutlich das Herz des geneigten Comic-Nerds höher schlagen lassen. Da Superhelden-Comics aber nicht so meine Baustelle sind, kann ich zwar keines dieses Gimmicks identifizieren, das hindert mich aber nicht daran, diesen Roman als einen extrem gelungenen Serienbeitrag abzufeiern - auch, aber nicht in erster Linie, weil er bei mir zu Hause in Duisburg spielt. Tysburk, wie es postapokalyptisch im Maddraxiversum heißt.

Hill nutzt seine Prämisse für eine unfassbar vitale, witzige und auch ziemlich brutale Episode. Besonders die unterschiedlichen, stets aufs Neue fabulierten Varianten ihrer Biographie lassen nicht nur Smythe, sondern auch den Leserinnen und Leser den Kopf schwirren. Die zahlreichen Nahkampf-Szenen sind plastisch und spannend wie selten. Vor allem aber sind es die Dialoge, Haaleys gedankliche Wendigkeit und Schlagfertigkeit, die den Prof alt aussehen lassen und bei mir eine rekordverdächtige LpS-Quote (Lacher pro Seite) generiert haben.

Erste Sahne, dieses Heft – und toll, dass es zum Ende hin so aussieht, als würde den Fans der Serie das Duo Smythe/Haaley auch künftig erhalten bleiben.