Cassandra Clare & Wesley Chu: Das verlorene Buch - Die Ältesten Flüche 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 13. April 2021 21:51
Cassandra Clare & Wesley Chu
Das verlorene Buch
Die Ältesten Flüche 2
(The Lost Book Of the White, 2020)
Übersetzung: Franca Fritz und Heinrich Koop
Titelbild: Cliff Nielsen
Goldmann, 2021, Paperback, 472 Seiten, 15,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Alex, seines Zeichens schwuler Schattenjäger aus dem Big Apple, und der Mann an seiner Seite, Magnus Bane, der Hexenmeister von New York und Sohn eines Höllenfürsten, haben eigentlich mit ihrem Adoptivkind mehr als genug am Hals. Der Kleine offenbart magische Fähigkeiten, die, wenn sie nicht kontrolliert werden, dazu führen könnten, dass sich nicht nur ihre Wohnung in Schutt und Asche verwandelt, sondern weit Schlimmeres passiert.
Umso ungeschickter ist es, dass sich zwei alte Bekannte bei Magnus melden. Sein seit Jahren verschollener, tot geglaubter Lehrmeister Ragnor und die Hexe Shinyun Jung kommen, uneingeladen versteht sich, vorbei und entwenden das weiße Buch - ein antikes, sehr machtvolles und damit gefährliches Zauberbuch. So ganz nebenbei rammt Shinyun dem Hexer dann noch Svefndorn, ein altnordisches magisches Artefakt, ins Herz und teilt ihm mit, dass der Höllenfürst Samael, die Schlange aus dem Garten Eden, dabei ist, wieder in die Welt zurückzukehren.
Die Spur führt sie, begleitet von den Nephilim Jace, Clary, Simon und Isabelle über Shanghai direkt nach Diju, mitten hinein ins Fegefeuer, wo sie von Banes neuem Möchtegern-Meister schon ungeduldig erwartet werden…
Wie im Auftaktband ihrer Trilogie um „Die Ältesten Flüche“ hat sich Bestseller-Autorin Cassandra Clare erneut Unterstützung geholt. Erneut darf Wesley Chu, der uns aus seinem bei Tor erschienenen „Tao“-Zweiteiler sowie dem bei Heyne publizierten „Zeitkurier“-Roman bekannt ist, zusammen mit ihr die Handlung vorantreiben.
Und vorliegend geht es in eine andere Dimension. Von der chinesischen Metropole aus brechen unsere Abenteurer wider Willen in eine Dimension auf, die bekannt dafür ist, dass die dortigen Dämonen ihre Opfer grausam und ewiglich foltern, um aus den Schmerzen der Geschundenen Energie zu ziehen.
Das ist als Kulisse interessant, zumal sich die Hölle als etwas anders entpuppt, als erwartet. Statt dass unsere Schar auf ein perfekt eingespieltes Team aus Dämonen und Opfern stoßen, treffen sie auf eine seit Jahrhunderten abgeschottete Dimension, die langsam aber sicher verfällt. Mittendrin der Höllenfürst und seine beiden Helfer.
Die beiden Autoren nutzen die Gelegenheit uns nicht nur neue, interessante Handlungsorte (Shanghai und die Höllendimension) vorzustellen, sondern so en passent auch ein wenig aus der Geschichte Magnus Banes’ zu berichten.
Dass dabei sein Lehrmeister vorkommt, der sich dem Höllenfürsten angeschlossen hat und diesen tatkräftig unterstützt, ist für Bane ein herber Schlag, der ihm an die Nieren geht. Dass die Hexe Shinyun, die er aus Mitleid hat gehen lassen, sich aktiv auf Seiten der Dämonen gegen die Menschheit positioniert, kann er und mit ihm der Leser nachvollziehen - auch wenn die Zeichnung Shinyuns ein wenig arg stereotyp ausfällt -, dass aber sein Mentor, sein Vertrauter und Freund ihn so hintergeht, bringt seine Überzeugungen ins Wanken.
Hier kommt die erneut als Selbstverständlich gezeichnete Liebe zu seinem Partner ins Spiel - da wirkt nichts aufgesetzt oder unglaubwürdig.
Zu Beginn präsentiert sich der Plot ein ganz klein wenig zäh. Soll heißen, ich hatte ein wenig Mühe mich in der Handlung zurechtzufinden, bekam jede Menge bekannter Figuren vorgesetzt, ohne dass ich wirklich ahnte, warum diese Ausweitung des handlungsrelevanten Kreises vonnöten war. Auch die Zeichnung Shanghais und dessen Schattenmarkts hätte ich mir ein detailreicher und weniger oberflächlich vorgestellt. Die Autoren greifen hier auf überholte Stereotypen Chinas zurück, verfallen in Lobpreisung der guten, alten Kolonialzeit mit ihren Prachtbauten und der europäischen Dominanz der Stadt.
Besser wird es dann, einfach weil das Tempo und mit diesem die Dramatik merklich anzieht, als sie Diju betreten. Packende Kämpfe, jede Menge Wendungen und Offenbarungen warten auf den Leser, der sich wohlig zurücklehnt und im Plot versinkt.
So ist dies ein Roman, der zweigeteilt ist. Nach einem eher tempoarmen Auftakt mausert sich das Buch, wird deutlich packender und präsentiert gute, wenn auch nicht ganz so tolle Lese-Stunden wie der ersten Teil.