Millicent Light: Kloster der Sünde (Buch)

Millicent Light
Kloster der Sünde
Blue Panther Books, 2020, Taschenbuch, 192 Seiten, 12,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Von Millicent Light - das Pseudonym von Michaela Leicht - sind bei Blue Panther Books bereits mehrere Kurzgeschichten-Sammlungen erschienen: „Schule der Sünde“, „Hotel der Sünde“, „Sünden auf der Arbeit“ und „Die pure Lust in dir“. „Kloster der Sünde“ bietet ebenfalls einige kurze Erzählungen, welche man für sich lesen kann, die jedoch chronologisch aufeinander aufbauen, denn sie schildern, wie sich eine junge Frau ihr Leben in einem Kloster einrichtet und schließlich im reiferen Alter sogar dessen Oberin wird und seine Tradition hochhält.

 

Ein älterer Gast der Familie nutzt die Naivität und Neugier der jungen Penelope aus, um in ihr lustvolle Gefühle zu wecken. Obwohl er sie nicht entjungfert, ist sie in den Augen des strengen Vaters entehrt und eine Schande. Er verstößt sie und schickt sie in ein Kloster.

Zu Penelopes Überraschung geht es dort gar nicht so streng zu, wie sie befürchtet hatte. Sowohl die Nonnen als auch die Mönche ehren Gottes Geschenk: den schönen, Lust empfindenden Körper. So beginnt für die Novizin ein Leben des Lernens und Genießens, und schon bald vermisst sie ihr Elternhaus überhaupt nicht mehr.


Die Kurzgeschichten, die man auch als Romankapitel betrachten kann, erzählen vom tiefen Fall eines Mädchens aus gutem Haus, dessen Gutgläubigkeit ausgenutzt wurde und dessen Wort weniger wert ist als die Lüge eines Mannes, und seinem unverhofften viel freieren Leben in einem Kloster, das angelehnt ist an das Treiben im frühen Mittelalter, bevor die neue christliche Körperfeindlichkeit jegliche Sexualität zur Sünde erklärte.

Infolgedessen lernt Penelope nicht nur ihren Körper kennen, sondern auch, wie man sich und anderen Lust schenkt. Die Spielarten reichen von Voyeurismus über Lesbenspiele, heterosexuelle Vereinigungen und Gangbang bis hin zu softem BDSM. Jedes Kapitel befasst sich mit einem anderen Thema.

Die Autorin beschreibt die Geschehnisse aus Penelopes Sicht. Dementsprechend ist die Wortwahl nicht zu deftig, denn sie ist nun mal ein wohlerzogenes, wenn auch neugieriges Mädchen, das Erfahrungen zu sammeln beginnt. Ihre Eindrücke, Empfindungen und Erkenntnisse stehen an erster Stelle, und Sex ist dabei auch die Verehrung Gottes und seines Geschenks an die Menschen.

Das könnten sehr religiöse Menschen durchaus in den falschen Hals bekommen. Andererseits ist der Band inhaltlich und von der Ausdrucksweise soft genug, um sich jungen Leserinnen und jenen zu empfehlen, die es nicht zu heftig mögen. Man sollte daher vor dem Kauf unbedingt den Titel im Hinterkopf behalten und den Backcover-Text lesen, falls zu befürchten ist, dass das Thema religiöse Gefühle verletzen könnte. Ansonsten: eine nette, unterhaltsame Lektüre!