Alexandra Gehring: Macht der Sinne (Buch)

Alexandra Gehring
Macht der Sinne
Blue Panther Books, 2020, Taschenbuch, 200 Seiten, 12,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Von Alexandra Gehring, das ist ein Pseudonym, liegen bei Blue Panther Books mehrere Titel vor, darunter „Die Abrichtung“ 1 bis 3, „Passwort zur Seele“ und „Meine Frau, die FemDom“. Die Autorin verrät von sich, dass sie BDSM praktiziert und in ihren Büchern eigene Erfahrungen verarbeitet. „Macht der Sinne“ ist ihre neue Sammlung von acht erotische(n) SM-Geschichten.


Zufällig entdeckt Katharina beim Joggen „Das Waldhaus der Qualen“. Soll sie Hilfe rufen, um die wehrlose Frau zu retten, oder passiert das, was die Beobachterin sowohl verstört als auch fasziniert, gar einvernehmlich? Bevor sie eine Entscheidung fällen kann, wird sie entdeckt und gezwungen mitzumachen.

Die erfolgreiche Konzern-Angestellte Alina lässt sich auf Erik ein, einen charmanten und exzentrischen Kunden, der ihr ein aufregendes Stelldichein verspricht, sofern sie sich auf seine Spielregeln einlässt. Was sie erlebt, hätte sie niemals erwarte, auch nicht, dass sie Lust empfindet an „Schmerzen auf andere Art“.

Seit Maria als junges Mädchen ein Paar bei soften SM-Praktiken beobachtet hat, träumt sie davon, beim Sex fester angepackt zu werden und allerlei auszuprobieren. Ein Kunde des Autohauses, in dem sie arbeitet, möchte sie persönlich kennenlernen, und schließlich gibt Maria seinem Werben nach, denn was er ihr gegenüber andeutet, macht sie neugierig. Sein Versprechen ist „Hart, härter, Lust!“.

„Was mich erwartet, ist mir hart bewusst…“, erkennt Valeria während der Session mit Marius, denn er treibt sie weit über ihre Grenzen, und genau das will sie.

„Am Dienstag gibt es Schläge!“ für Bettina von einem Kollegen, der wie sie verheiratet ist, seine Frau nicht verlassen will und nur jemanden sucht für das Ausleben von geheimen Wünschen. Damit kann sich Bettina arrangieren, obschon sie manches an ihm seltsam findet und dann wirklich traurig ist, als er sie für eine neue Gespielin verlässt.

Karina und Dirk sind seit zehn Jahren glücklich verheiratet. Obwohl zwischen ihnen alles bestens läuft, outet sich Dirk, dass er beim Sex gern etwas Ungewöhnliches ausprobieren möchte. Karina vertraut sich ihrer besten Freundin an, die mit ihrem Mann eine äußerst experimentierfreudige Ehe führt, um sich Rat zu holen. Kurz darauf stellt Dirk fest, „Meine Frau, die FemDom“, ist einfach wundervoll.

Oliver hätte nicht gedacht, dass für ihn der „Partnertausch mit fatalen Folgen“ enden würde, hat er ihn doch selbst inszeniert und seine diesbezüglich skeptische Frau Viktoria dazu überredet, ein sexuell offenes Paar einzuladen, um den eigenen Horizont zu erweitern.

„Das gewagte, fast tödliche Angebot“ wird beinahe Olivias Verhängnis, denn der langjährige Freund, der in Abwesenheit ihres Mannes mit dessen Zustimmung dafür sorgen soll, dass sie mangels vorehelicher Partner in der Zukunft nichts vermisst und vielleicht neue Wünsche entwickelt, hat ein großes Problem, das er erst enthüllt, nachdem der Schreck bei Olivia schon tief sitzt.


Der Untertitel verspricht nicht zu wenig, denn in allen Geschichten suchen die Protagonisten entweder nach etwas Neuem, um das sie ihr Eheleben beziehungsweise den durchaus befriedigenden Blümchen-Sex erweitern können, eine strikt von der glücklichen Partnerschaft getrennte Beziehung für spezielle Wünsche oder gar nur jemanden, mit dem man sich einmalig oder gelegentlich zum Ausleben der geheimsten Sehnsüchte trifft und dabei die eigenen Grenzen für den sexuellen Kick überschreitet.

Infolgedessen sind die Erlebnisse der Charaktere auch für viele Leser hart an der Grenze oder weit darüber, denn es bleibt nicht bei Voyeurismus, diversen Fetischen (zum Beispiel Strumpfhosen), Fesselspielen, Spanking, Dirty Talking, dem flotten Dreier, Partnertausch, die Verwendung von Sex-Toys, Dominanz- und Unterwerfungsspielen. Es kommt außerdem zum Einsatz von Natursekt, und einige Praktiken gehen in Richtung Snuff, d. h., der dominante Partner setzt den Sub Todesängsten aus, beispielsweise durch Atemkontrolle.

Die Autorin erlaubt ihren Figuren, sich selbst zu hinterfragen, warum sie das brauchen. Die Antworten bleiben jedoch allgemein: Sie sind halt so, anders, ja, pervers in den Augen der ‚Normalos‘, doch sie sind nicht allein, denn in den Internet-Foren tummeln sich unzählige Gleichgesinnte, mehr als man annehmen möchte, sodass man sich leicht den geeigneten Spielpartner aussuchen kann.

Wer an harten Praktiken Spaß hat, kommt bei diesem Buch auf seine Kosten. Leider wird nur nebenbei angedeutet, wie wichtig es ist, bei extremen Spielen einen Partner zu haben, der genau weiß, was er tut, der die Reaktionen des Sub ständig beobachtet und richtig deuten kann, damit es keinen tödlichen - Unfall gibt.

Wem die Schilderungen der Autorin zu abgefahren, zu unappetitlich sind, der findet im reichen Buchprogramm von Blue Panther Books jede Menge Romane und Kurzgeschichtensammlungen, die mehr dem persönlichen Geschmack entsprechen.

Alexandra Gehring schreibt flüssig, lebendig und anschaulich - doch ihre Themen dürften teilweise weit über das hinausgehen, was viele Leser und Leserinnen von einer erotischen Lektüre erwarten.