C. G. Mosley: Im Bann des Piraten (Buch)

C. G. Mosley
Im Bann des Piraten
(Pirate Raiders, 2017)
Übersetzung: Markus Müller
Titelbild: Michael Schuster
Luzifer, 2021, Taschenbuch, 254 Seiten, 13,95 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Kapitän William Reeves, besser bekannt unter dem Namen Redd, ist ein gefürchteter Pirat der Karibik. Als sein Schiff von einer britischen Fregatte aufgebracht und er sowie die Überlebenden seiner Crew inhaftiert werden, ist ihr Schicksal festgemeißelt wie in Stein: Sie alle werden am Galgen baumeln, ihre verrottenden Leichen dann zur Abschreckung in Käfigen an der Hafeneinfahrt ausgestellt.

Umso erstaunter ist Redd, als seine Gerichtsverhandlung von niemand Geringeren als dem Gouverneur von Port Royal auf Jamaika geleitet wird. Und dieser bietet ihm ein Geschäft an: Freiheit für ihn und seine Männer, wenn er nur die Geißel der Südsee, den Korsar Winston Timble, dingfest macht.

Es braucht einen Freibeuter um einen Piraten zu fangen, zumal Trimble etwas in seinem Besitz hat, das ihm mehr Macht verleiht, als das Empire zulassen kann: den legendären Siegelring König Salomons, mit dessen Hilfe er einen Riesenkraken beschwören und für sich kämpfen lassen kann. Dunkle Magie im Besitz eines Freibeuters - das Machtgefüge in den Kolonien ist in Gefahr.

So macht sich Redd mit einigen Verbündeten und einem Informanten aus dem innersten Kreis Trimbles auf, den anderen Piraten zu jagen - ein Vorhaben, das eigentlich nur schiefgehen kann.


Südsee-Piraten, Windjammer-Romantik und dunkle Magie - geht das, fragte ich mich als ich mit der Lektüre des Buchs begann.

Nun, zunächst ist von den Beschwörungen des Kraken wenig zu bemerken.

Mosley fährt auf, was der Fan derartiger Freibeuter-Geschichten erwartet. Als da sind, ein Piratenkapitän - glücklicherweise nicht weichgespült, sondern ein Mann, der über unschuldige Leichen geht ohne einen Gedanken an seine Opfer zu verschwenden -, die britische Ordnungsmacht, Vorderlader und Seegefechte.

„Fluch der Karibik“ kommt einem hier als cineastisches Pendant in den Sinn, wobei das Übernatürliche im Film weit mehr im Zentrum steht als in diesem Roman.

Mosley orientiert sich an den Vorgaben, nutzt die gängigen Figuren, weicht selten einmal von dem zu Erwartenden ab. Abgesehen von einigen wenigen Ausführungen zu der Integration von ehemaligen Sklaven als freie Mannschaftsmitglieder, bleibt der Plot ganz dem Gewohnten verhaftet. Das soll nicht heißen, dass es etwa langweilig zuginge, doch das Besondere, das ich erhofft hatte, fehlte dem Text über lange Zeit. Erst im letzten Drittel, als es zum direkten Aufeinandertreffen der beiden Piraten kommt, wird das Übernatürliche in die Handlung integriert.

Insgesamt ist dies also ein kurzweiliger Piraten-Roman, der dem Fan dieses Sub-Genres das bietet, was er oder sie erwartet, ohne dabei allerdings das Potential einer Einbindung von übernatürlichen Geschehnissen wirklich auszuschöpfen.