Baoshu: Botschafter der Sterne - Ein Trisolaris-Roman (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 10. März 2021 10:14
Baoshu
Botschafter der Sterne
Ein Trisolaris-Roman
(Santi X Guanxiang zhi zhou, 2011)
Übersetzung: Marc Hermann
Titelbild: Stephan Martinière
Heyne, 2021, Paperback, 400 Seiten, 14,99 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Gunther Barnewald
Der chinesische SF-Schriftsteller Baoshu (mit bürgerlichem Namen Li Jun), der hierzulande bereits mit einer genialen Novelle in der Anthologie „Zerbrochene Sterne“ mit chinesischen phantastischen Geschichten aufgefallen ist, hat, kurz nach Erschienen des dritten und abschließenden Bandes von Cixin Lius fulminanter „Trisolaris“-Trilogie, sich daran gemacht, eine Art Fortsetzung der Geschichte zu verfassen. Da beide Schriftsteller befreundet sind und Liu zudem von Baoshus Werk sehr angetan war, darf „Botschafter der Sterne“ mittlerweile als offizielle Fortsetzung der Trilogie firmieren.
Leider hinterlässt dieses Werk einen zwiespältigen Eindruck: Einerseits merkt man dem Buch die hohe schriftstellerische Finesse und Kompetenz des Autors an, andererseits führen allzu grandiose Settings und Erzähl-Ebenen auch zu einem starken Distanzgefühl den Figuren gegenüber beim Leser.
So ist es erstaunlich, dass ein Roman, der eigentlich keinen wirklichen menschlichen oder menschenähnlichen Protagonisten mehr hat, trotzdem so gut lesbar und noch einigermaßen spannend ist.
Da Baoshus Vorgänger Cixin Liu leider kaum genug „Universum“ übrig gelassen hat, um noch eine einigermaßen logische und nachvollziehbare Geschichte zu erzählen, berichtet der Autor von den Abenteuern Yun Tianmings, der als Bewusstsein/Hirn in die Gewalt der Trisolarier gerät und dabei bis auf Blut gequält, manipuliert und vereinnahmt wird. Später findet er dann einen Ruheplatz auf Planet Blau in einem künstlichen Mini-Universum, wo er mit einer attraktiven Frau leben darf und ein scheinbar „normales“ Menschenleben bis zum Ende führt.
Doch wie kann er in den scheinbar verlorenen Kampf der Menschheit noch heilsbringend eingreifen? Wie das gesamte Universum verändern, um einen akzeptablen Neuanfang aller Zeiten zu erschaffen? Wie kann er das gegenseitige Eliminieren intelligenter (oder doch nicht allzu intelligenter!) Zivilisationen im Universum verhindern…?
Trotz des etwas verquasten und viel zu groß angelegten kosmischen Inhalts erzählt das vorliegende Buch eine interessante und durchaus lesenswerte Geschichte, die vor allem von dem flüssigen Stil des Autors (und damit auch von der hervorragenden Übersetzung durch Marc Hermann) profitiert.
Leider fehlen aber auch dieser Erzählung die herausragenden Ideen und verblüffenden Wendungen, die zumindest Cixin Lius ersten zwei Romane der „Trisloaris“-Trilogie auszeichnen.
So bleibt der vorliegende Roman zwar eine kreative und durchaus verblüffende Fingerübung, ist aber leider kein Meisterwerk geworden, noch kann er sich wirklich mit (zumindest) den ersten beiden Bänden der Trilogie messen.
Lesbar bis zum Schluss ist er jedoch allemal! Und wer die Trilogie gelesen hat, den wird sicherlich auch die Fortsetzung interessieren.