Marie Brennan: Aus der Finsternis zum Licht - Lady Trents Erbe 1 (Buch)

Marie Brennan
Aus der Finsternis zum Licht
Lady Trents Erbe 1
(Turning Darkness into Light, 2019)
Übersetzung: Andrea Blendl
Titelbild und Illustrationen: Todd Lockwood
Cross Cult, 2020, Taschenbuch, 480 Seiten, 15,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Es war ein wahrlich aufsehenerregender Fund. Inmitten des Nichts der großen Wüste von Akhien kam eine Expedition endlich einmal den illegalen Schatzjägern zuvor und hatte, verborgen in einer Höhle, Schrifttafeln der Draconeier entdeckt. Mehr als hundert der antiken Tafeln wanderten in den Besitz des Privatsammlers Lord Gleinleigh, der die Forschungsreise finanziert hatte. Wer aber entschlüsselt den Inhalt der Tafeln?

Lord Gleinleigh ist reich, exzentrisch und als arroganter Adeliger verschrien; das Wissen und die Geduld für eine angemessene Forschung und Entschlüsselung hat er aber ebensowenig wie seine junge Nichte, die bereits mit der Roh-Übertragung begonnen hat.

Ein Fachmann muss her, natürlich, das ist man sich als Lord schon schuldig; nur der Beste der Besten - sprich Audrey Camherst, Enkelin der legendären Lady Trent - darf sich, wohl überwacht und abgeschottet zusammen mit ihrem zur Hilfe herbeigerufenen draconeischen Freund Kudshayn dem auf den Tafeln niedergelegtem Schöpfungsmythos widmen.

Dass mit ihrem Auftraggeber nicht gut Kirschen essen ist, hat sie schon mitbekommen. Dann aber nutzt eine extremistische Gruppe die Gunst der Stunde und versucht, einen Krieg heraufzubeschwören - etwas, das man als wackere Enkelin Lady Trents natürlich nicht zulassen kann.

 

“Lightning never strikes the same place twice” - so sagt man. Soll heißen, ein wie auch immer gearteter Aufguss ist zumeist nicht mehr ganz so toll, wie die erste Version. Insoweit machte ich mich mit großem Interesse, aber auch mit etwas Skepsis an die Lektüre einer Art von Fortsetzung zu Lady Trents Abenteuern.

Mit eben jenen Abenteuern der toughen Forscherin hat die Autorin sich einen festen Platz auf den Bestseller-Listen erobert und Fans aus aller Welt in ihre Schöpfung gezogen. Schon die Tetralogie um den Onyx-Palast konnte mich dagegen nicht ganz so fesseln; nun also zurück zu den Wurzeln, sprich den beinnahe ausgestorbenen Drachen und ihrer verschollenen Kultur.

Wer nun aber meint, dass uns wieder Expeditionen in unerforschte, wilde Regionen erwarten, dass Abenteuer satt auf uns harren, der reibt sich erstaunt die Augen. Der Roman spielt in einem etwas verklärt dargestellten Britannien - Scirland genannt - und auch so gut wie ausschließlich dort.

Dazu kommt, dass die Autorin dieses Mal eine besondere Form gewählt hat, uns ihren Plot nahezubringen. Es erwartet uns ein sogenannter Brief-Roman, die Handlung bietet sich dem Leser also durch und mittels Tagebuch-Eintragungen sowie Korrespondenzen an.

Das ist zunächst ungewöhnlich, hat aber durchaus auch seinen Reiz, da man als Rezipient so einen anderen Zugang, eine direktere Sichtweise auf die Gedanken- und Gefühlswelt unserer Erzählerin bekommt.

Was dem Roman, dessen Plot munter und temporeich angelegt ist, fehlt, das sind die exotischen Handlungsorte, die den ersten Zyklus so wunderbar ausgestalteten.

Auch kann - zumindest bislang - die Stimme der Autorin, also zumeist unsere Audrey Camherst, mit Lady Trent nicht wirklich mithalten. Hier fehlt bei aller Burschikosität der neuen Handlungsträgerin, doch noch so Einiges, um mit der mutigen Suffragette mithalten zu können.

Das soll nicht heißen, dass Audrey nicht Potential hätte - wie so Manche ihrer Gegner durchaus auch körperlich zur spüren bekommen. Warten wir einmal ab, wie es weitergehen wird. Der Auftakt zumindest liest sich zwar durchaus nett und flüssig, noch aber fehlen die Exotik und die ganz große Spannung.