Dana Polz: Der Schmierfink (Buch)

Dana Polz
Der Schmierfink
edition federleicht, 2017, Hardcover, 276 Seiten, 16,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Die 1995 in Wiesbaden geborene Dana Polz nahm 2011 erfolgreich an einem Jugendschreibwettbewerb des damaligen Bad Camberger Lesecafés teil und ist seit 2012 offiziell Mitglied des gemeinnützigen Literatur- und Kunstvereines Autorentreff Bad Camberg, wo sie als Schriftführerin arbeitet. Sie konnte dadurch bisher auch fünf Erzählungen veröffentlichen, von denen „Der Schmierfink“ eine ist.


Linus Lopez hat es niemals einfach in seinem Leben gehabt. Seine Mutter drogenabhängig, sein Vater brutal und schließlich auch ein Mörder. Die Verwandten, die sich um ihn kümmern sollten, haben auch nicht wirklich den richtigen Zugang zu ihm, niemand kümmert sich wirklich um seine Psyche und seine Verhaltensauffälligkeiten. Schließlich landet er auf einem vordergründig renommierten Internat, in dem ihm endlich Fleiß und Anstand beigebracht werden sollen; aber all das ist nur Fassade für etwas weitaus Schlimmeres.

 

Linus ist kein Protagonist, den man wirklich mögen kann, auch wenn das Buch aus seiner Sicht erzählt wird. Der Ich-Erzähler macht keinen Hehl daraus, dass er nie gelernt hat, was menschliche Werte sind und ihm andere Leute mehr oder weniger egal waren. Zumal auch er den Menschen egal zu sein scheint und alles den Eltern in die Hand gegeben wird, bis es zu spät ist. Der Junge rutscht durch das System, kann sich seine nüchterne, kalte und zynische Denkweise bis ins Teenager-Alter bewahren und ist so gut für das gewappnet, was ihn dann in dem Internat erwartet.

Denn dort schaffen es die Lehrer zwar, sein Interesse zu wecken und ihn herauszufordern, gerade was Sprachen betrifft, aber er merkt auch, dass hinter den Mauern des ehrwürdigen Schlosses nicht alles mit rechten Dingen zugeht und nicht nur der Anblick des Gemäuers gruselig ist. Denn das wahre Grauen lauert anderswo und lässt erst nach und nach seine Fassaden abbröckeln - vor allem, als Linus selbst zum Spielball derer wird, die dort ihr Unwesen treiben.

Was zunächst wie ein gesellschaftskritischer Roman wirkt, wandelt sich sehr schnell in einen Psycho-Thriller und am Ende sogar in düstersten Horror. Gewalt und Grauen gehen einher und lassen den Leser durchaus geschockt zurück - die Mission scheint damit erfüllt zu sein.

Das alles wird in der passenden Sprache präsentiert, die auch keinen Zweifel daran lässt, dass zartbesaitete Seelen lieber vorher aufhören sollten zu lesen, als sich in den Strudel des Wahnsinns mitreißen zu lassen.

„Der Schmierfink“ ist damit kein einfaches und oberflächliches Buch, es geht unter die Haut und schlägt durch seine bitterböse Handlung voller Grauen bis zum Ende in seinen Bann.