Jonathan L. Howard: Totenbeschwörer (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 03. Oktober 2010 08:47
Jonathan L. Howard
Totenbeschwörer
(Johannes Cabal the Detective, 2010)
Ins Deutsche übertragen von Jean-Paul Ziller
Goldmann, 2010, Paperback, 414 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-442-47034-1
Von Gunther Barnewald
Der vorliegende Roman ist der zweite Band der Abenteuer des Totenbeschwörers Johannes Cabal und fällt leider deutlich weniger unterhaltsam aus als der Auftaktband, „Seelenfänger“.
Nachdem es Cabal nicht gelungen ist, die mit dem Teufel ausgehandelten 100 Seelen in einem Jahr für diesen einfangen, versucht der Protagonist ein geheimnisvoll-bedrohliches Buch aus der Bibliothek von Mirkarvien zu stehlen. Leider wird er erwischt und zum Tode verurteilt. Da jedoch der Diktator von Mirkarvien überraschend gestorben ist, ohne vorher eine wichtige Rede zu halten, soll Cabal diesen wiederbeleben, damit er die wichtigen Worte in der Öffentlichkeit noch sprechen kann, welche den neuen Machthaber den Weg bereiten sollen. Da Cabal richtig vermutet, dass man ihn danach doch noch beseitigen will, sabotiert er das Ganze, lässt den Diktator eine andere Rede abspulen und nutzt die entstehende Verwirrung, um zu fliehen. Dazu schleust er sich unter falscher Identität auf dem neuen Luftschiff „Prinzessin Hortense“ ein, ohne zu ahnen, dass er sich damit in ein tödliches Wespennest setzt, einer Todesfalle par excellence...
Leider versandet die Geschichte nach sehr gelungenem Auftakt zu schnell wieder, denn bis auf dem Luftschiff wirklich etwas passiert, vergehen ca. 100 Seiten, ohne dass die Handlung bemerkenswert voran geht. Gegen Ende des Romans (welches schon nach 368 Seiten erreicht ist, da der Autor noch eine sehr amüsante Kurzgeschichte um die Heimreise Cabals diesem Band anhängt, die außerordentlich gelungen mit dem Sujet der berühmten englischen Clubgeschichten spielt, wie sie unter anderem von Lord Dunsany so meisterhaft zelebriert worden sind) überschlagen sich dann wieder die Ereignisse und der Leser, der bis hierher am Ball geblieben ist, wird für sein Durchhalten mit einem furiosen Showdown belohnt.
Insgesamt muss man Howard deshalb ein misslungenes Timing vorwerfen, auch wenn Sujet, Atmosphäre und die handelnden Charaktere wieder als gelungen bezeichnet werden können. Gemessen an dem üblichen Veröffentlichungen im Genre Fantasy gehört „Totenbeschwörer“ durchaus zum präsentableren Teil, zeichnet sich durch wunderbare Ideen des Autors und seine surrealen Momente aus und vermeidet allzu plumpe Klischees, lediglich die zwischenzeitlich entschlafende Spannungskurve schadet dem Lesegenuss leider erheblich.