Die unfassbare Welt von Barbarkulor (Comic)

Andre Lux
Die unfassbare Welt von Barbarkulor
Cross Cult, 2020, Paperback, 96 Seiten, 10,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Schon mit „Lars der Agenturdepp“ hat Cross Cult ein Experiment gewagt, mit „Die unfassbare Welt von Barbarkulor“ setzt Andre Lux noch einen drauf und lässt gerade für ältere Leser die Welt der Fanzines in ihren Anfängen noch einmal auferstehen. Mit treffsicherer Feder nimmt er jedes Klischee auf die Schippe.


Toni Müller ist langweilig und das gleich im doppelten Sinne. Er weiß nichts mit seinem Leben anzufangen und die Leute auch nichts mit ihm. Doch eines Tages wird er beim Schauen seines Lieblingssenders in eine andere Welt gezogen und in einen mächtigen Krieger verwandelt.

Als Barbarkulor soll er dort retten, was zu retten ist, begleitet von dem Lautentyp und der schönen Prinzessin Schneekuchen, doch das ist leichter gesagt als getan, zumal sich Toni geistig nicht verändert hat und schneller als gedacht, die Annehmlichkeiten der Zivilisation und seinen Fernseher vergisst.


Wie auch schon in seinen anderen Werken verlässt sich Andre Lux ganz auf seine Strichmännchen, die auf den ersten Blick wie das Gekrakel eines Kindes aussehen - worauf es dabei aber ankommt sind eher die irrwitzigen Dialoge und der Aufbau der Geschichte.

Der Künstler orientiert sich dabei an den von Fans produzierten Heften, die zunächst durch Matrizenabdruck entstanden und später dann in Fotokopien. Zumeist männliche Jugendliche zwischen 14 und Mitte 20 hatten Spaß daran, Geschichten zu ihrem Lieblingsgenre zu erzählen und sich dabei an der Struktur der Comichefte/magazine oder Heftromane der 70er und 80er zu konzentrieren.

All das findet sich auch hier: Die Comics - auf Gags konzentrierte Einseiter - sind eher in der Minderzahl, denn genauso amüsant sind die Buch- und Filmbesprechungen und die Werbeanzeigen. Es gibt auch das eine oder andere Gimmick.

Dabei geht es manchmal recht plump zu. Der Humor spiegelt das wider, was viele Jungs damals lustig fanden - vor allem derbe Zoten und Witze. All das kann man heute mit einem Schmunzeln sehen, vor allem wenn man diese Ära selbst noch erlebt hat und so manch einen liebenswerten Seitenhieb wiederkennt.

Alles in allem mag das Heft künstlerisch nicht sonderlich aufwendig sein und in den Augen mancher vielleicht sogar eher Schrott, aber hier zählt in erster Linie der Inhalt und der weiß gut zu unterhalten, gerade wenn man schon etwas älter ist.

„Die unfassbare Welt von Barbarkulor“ ist eine augenzwinkernde, wenn auch sehr derbe Hommage an die vielen kleinen und feinen, teilweise noch von Hand erstellten Fan-Magazine vergangener Zeiten, die vor allem Jugendliche auf die Beine stellten und ihren Spaß daran hatten. Dabei zählten keine Stars, sondern vor allem der Spaß an einem bestimmten Genre - in diesem Fall der unzähligen Sword & Sorcery-Geschichten, die damals eine ganze Generation prägten.