Angelique Corse Im Bann der Yakuza (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 11. November 2020 16:47
Angelique Corse
Im Bann der Yakuza
Blue Panther Books, 2020, Taschenbuch, 286 Seiten, 12,90 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Irene Salzmann
Angelique Corse ist das Pseudonym einer Autorin, die unter weiteren Aliasen auch in anderen Genres schreibt. „Im Bann der Yakuza“ und vier weitere erotische Bücher von ihr sind bisher bei Blue Panther Books erschienen.
Nachdem Kiara ihren Freund in flagranti erwischt hat, reist sie nach Japan zu ihrer Freundin Megumi, um dieses unerfreuliche Kapitel durch den Tapetenwechsel schnell hinter sich zu lassen. Ihr Wunsch erfüllt sich bereits im Flugzeug, denn ein attraktiver japanischer Passagier regt ihre erotischen Phantasien an.
Am Ziel geht es gleich weiter: Kiara beobachtet Megumi mit deren Freundin Yuna in einem intimen Moment und wird von dem Paar eingeladen, ihren Dominanz- und Unterwerfungsspielen beizuwohnen. In einem Nachtclub lernt Kiara den Host Shou näher kennen, der durch den einträglichen Job sein Studium finanziert, und verliebt sich in ihn. Aber ist er wirklich der Mann, nach dem sie sehnt - oder ist es der geheimnisvolle Unbekannte aus dem Flugzeug, der erneut ihre Pfade kreuzt und schließlich zu drastischen Mitteln greift, um Kiara für sich zu gewinnen?
Nach einer großen Enttäuschung wünscht sich Kiara aufrichtige Liebe und mehr. Durch die Erfahrungen, die sie unverhofft in ihrem Traumland Japan macht, entdeckt sie an sich eine Seite, welche zuvor stets unterdrückt wurde, weil ihr Freund BDSM als abartig ablehnte. Kiara gibt sich ihrer Faszination an kunstvollen Fesselungen (Shibari) hin und genießt es, unterworfen zu werden und hin und wieder dominant aufzutreten.
Die entsprechenden Sessions sind eingebettet in eine richtige Handlung, in deren Verlauf die Protagonistin besagte Neigungen auslebt mit Menschen, die sie liebt. Unverhofft gerät sie in Gefahr, und auch andere, die ihr nahestehen, werden bedroht. Wer mehr weiß, rettet sich in Ausflüchte oder schweigt, weil sich niemand mit der Yakuza anlegen will.
Als die Falle zuschnappt, muss Kiara ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und entscheiden, ob sie Tora, der ihre geheimsten Wünsche zu erfüllen weiß und schließlich bereit ist, seine Vergangenheit zu offenbaren und ihr sein Herz zu schenken, vertrauen will, oder ob sie mit Shou, der ihretwegen nicht länger als Host arbeitet, eine nicht ganz so gefährliche Zukunft plant.
Dazu kommt es jedoch nicht mehr, denn das gesicherte Anwesen des angehenden Yakuza-Anführers wird von der Polizei gestürmt, und Tora verschwindet spurlos. Danach sind Shou, Megumi und Yuna an Kiaras Seite, der nur Vermutungen bleiben.
Man merkt dem Roman an, dass Angelique Corse ein großes Faible für Japan hat, vielleicht sogar Manga-Leserin ist (zum Beispiel wird in Ryuta Amazumes „Nana & Kaoru“ BDSM thematisiert, mehrere Kapitel sind Shibari-Techniken gewidmet) und J-Pop schätzt (erwähnt wird die Band X-Japan). Allerdings geht die Autorin nicht über bekannte Stereotypen hinaus, die man allgemein mit Japan verbindet (Yakuza, Einkaufsmeilen, Host-Clubs, Karaoke etc.). Das genügt jedoch, um dem Leser ein exotisches Ambiente zu bieten, vor dessen Kulisse die Protagonisten ihren Träumen nachhängen, die sie manchmal realisieren können. Allerdings lauern hinter der faszinierenden Fassade ungeahnte Gefahren.
Der Krimi-Anteil bleibt klein, obschon es Kiara mit der Yakuza zu tun bekommt und Dinge passieren, die eigentlich nicht notwendig gewesen wären, um sie Tora gewogen zu machen. Der Überfall auf Megumis Haus, deren Entführung und erotische Folter, womit Kiara erpresst wird, kann man als überflüssig erachten, denn das alles wirft bloß ein schlechtes Licht auf Tora. Man darf jedoch vermuten, dass hier der Schlüssel zu suchen ist, der die beiden - in einem zweiten Band? - doch noch zusammenbringt und die offenen Fragen, seine Vergangenheit und Feinde betreffend, beantwortet.
Im Vordergrund stehen Kiaras erotische Sehnsüchte, die oft als Träume geschildert werden, bevor sie Realität werden. Anfangs ist man noch geneigt, diese Szenen - auch die Perspektive anderer Charaktere wird berücksichtigt - als transzendente Verbundenheit verwandter Seelen, Ninja-Fertigkeiten oder Ähnliches zu sehen, doch nach einer Weile akzeptiert man sie als Phantasien, mit denen die Seiten kurzweilig gefüllt werden, wenn es bis zum nächsten prickelnden Stelldichein etwas länger dauert.
Wie es das Cover andeutet, ist Kiara fasziniert von Shibari und der damit verbundenen Unterwerfung. Es gibt einige Schilderungen (die wieder an „Nana & Kaoru“ erinnern), welche jedoch keine Anleitung zum Nachahmen sind und lediglich den Fetisch der Protagonistin beschreiben, der über plüschige Handschellen hinausgeht.
Der Unterhaltungswert des Romans ist aufgrund der abwechslungsreichen Handlung hoch. Ein Manko sind jedoch die vielen Fehler (Satzzeichen, Rechtschreibung, fehlende/doppelte Wörter, Tora und Shou werden wenigstens einmal verwechselt und so weiter), die das Lese-Vergnügen schmälern. Ein aufmerksamer Korrektor wäre wünschenswert. Dennoch möchte man das Buch wegen der Idee, dem Plot und dem flüssigen Stil positiv bewerten.