Baker Street Tales 9: Sherlock Holmes und die Sabberhexe, Florian Hilleberg (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 08. November 2020 11:15
Baker Street Tales 9
Sherlock Holmes und die Sabberhexe
Florian Hilleberg
Hrsg.: Alisha Bionda
Titelbild und Innenillustrationen: Shikomo
Arunya, 2019, eBook, 2,99 EUR
Rezension von Elmar Huber
„Ihre Augen waren so schwarz wie Kohlestücke, ihr Gesicht grau wie alte Asche. Eine schwarze Hakennase ragte aus der Fratze. Sie kauerte zusammengekrümmt im Geäst, ein schwarz-verkohltes Geschöpf, das aussah, als sei es bei lebendigem Leib verbrannt. Anstelle ihrer Finger besaß sie gekrümmte, schwarzglänzende Klauen, mit denen sie ein junges Reh festhielt und ihm vor meinen Augen das Blut aussoff.”
Ein hilfesuchender Brief der Geschwister Roger und Imogen Gwyn - Familienhund Billy wird vermisst - veranlasst Sherlock Holmes, den Weg in die abgelegenen Brecon Beacons in Wales anzutreten. Zwei Dinge machen den Detektiv neugierig: Der Brief wurde von einer anderen Person als dem Verfasser adressiert, und es ist von einer Sabberhexe die Rede, dem walisischen Äquivalent einer Banshee, die mit ihren Schreien den nahen Tod ankündigt.
Vor Ort finden Holmes und Watson einen Augenzeugen, der nicht nur die vermeintliche Hexe gesehen hat, sondern auch Interessantes über Sir Emrys Gwyn, den Vater von Roger und Imogen, zu berichten weiß.
„Ohne mir dessen bewusst geworden zu sein, fand ich mich plötzlich am Rand des Dorfes wieder, genau auf jener Straße, auf der wir heute Mittag von unserem Ausflug zurückgekehrt waren. Sie führte geradewegs zum Anwesen der Familie Gwyn. Und mit einem Mal war es mir, als würde ich in der Ferne mehrere spitze Schreie vernehmen, die sich fast wie das kreischende Lachen einer Wahnsinnigen anhörten. Oder einer Hexe!“
Das Wörtchen Sabberhexe im Titel klingt zunächst etwas albern, tatsächlich werden damit aber die Wesen bezeichnet, deren Aussehen man bei der Bezeichnung ‚Hexe‘ als erstes im Kopf hat: alte Vetteln mit Umhang, Hakennase und Warzen. Sabberhexen sind auch fester, schmückender Bestandteil des „Harry Potter“-Universums.
Florian Hilleberg hat sich für diese Novelle an dem „Sherlock Holmes“-Klassiker „Der Hund von Baskerville“ orientiert. Das Abenteuer führt die Freunde in einen abgelegenen Landstrich Großbritanniens, wo eine unheimliche Gestalt ihr mörderisches Unwesen treibt. Holmes will zunächst sogar Watson allein wlosschicken. Hilleberg kennt also seinen Holmes und liefert unaufdringlich einige schöne Kanon-Verweise für das eingeweihte Publikum.
Auch die Atmosphäre ist in aller Kürze gut gelungen; eine Kirchenruine und ein unterirdisches Labyrinth sorgen für zusätzliche Stimmung. Dazu gefällt der lockere Stil des Autors, der den Freunden auch gerne mal einige Sticheleien auf den Leib schreibt. Das Zusammenspiel von Holmes und Watson scheint von dem Film-Duo Basil Rathbone/Nigel Bruce inspiriert.
Viele Schritte und Schlüsse bleiben jedoch in den Gedanken des Detektivs verborgen, sodass der Leser keine Möglichkeit hat, eine eigene Theorie zu den Vorgängen zu entwickeln.
„Sherlock Holmes und die Sabberhexe“ ist ein lockeres und knackiges Holmes-Abenteuer mit Verweis auf einige Klassiker. Im Rahmen der Kürze topp gelungen.