Arthur Machen: Die leuchtende Pyramide (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 27. Oktober 2020 21:39
Arthur Machen
Die leuchtende Pyramide
(The Shining Pyramid, 1895)
Übersetzung: Joachim Kalka
Elfenbein, 2020, Hardcover, 198 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-96160-024-3
Rezension von Carsten Kuhr
Arthur Machen gehört zu den zumindest im deutschen Sprachraum vernachlässigsten Phantastik-Autoren. Einzelne Bücher von ihm erschienen in der Bibliothek von Babel (Edition Weitbrecht), bei Suhrkamp und JMB sowie, 1993/1994 publiziert, eine sechsteilige Werksausgabe bei Piper.
Letztere, von Joachim Kalka damals kongenial ins Deutsche übertragene Edition, bietet die Grundlage für die längst überfällige Neuedition, die der Elfenbein Verlag nun in drei Jahren schultert. Joachim Kalka steuert neben den Übersetzungen bislang unveröffentlichter Texte noch jeweils ein informatives Nachwort bei, das die Erzählungen einordnet und uns den Verfasser näher bringt.
Bevor die mustergültige Edition im nächsten Jahr mit den verbliebenen zwei Bänden - ein Roman sowie ein weiterer Erzählband - abgeschlossen wird, wartet vorliegend ein Lese-Erlebnis auf den Rezipienten.
Sechs Geschichten warten darauf vom Leser entdeckt und goutiert zu werden, sechs Beispiele, die Machens Stärken geradezu exemplarisch aufzeigen.
Immer wieder widmet er sich in seinen Texten der Begegnung mit einer verborgen lebenden, dem Menschen gegenüber feindlich eingestellter alten Rasse. In aller Regel treffen die Figuren aus den Erzählungen im britischen Hinterland auf das kleingewachsene dämonische Völkchen, das seinen dunklen Zauber verborgen in der Einsamkeit der bevölkerungsarmen Regionen ausübt. Zumeist sehen die Protagonisten dem Treiben ängstlich, ja hilflos zu, sind lediglich unwillige, verstörte Beobachter des Geschehens.
Hier offenbart sich die Furcht vor dem Unbekannten, vor dem Bösen, das mit den einsamen Landstrichen, den tiefen Wäldern und kargen Hügeln assoziiert wird.
Man sollte die Geschichten nicht hintereinander weg lesen. Stattdessen ist es ratsam, sich wie bei einem guten Wein Zeit zu nehmen um den jeweiligen Text auf sich wirken zu lassen.
Immer wieder sind es gerade die Kleinigkeiten, die dann die unheimliche Atmosphäre schaffen. Der tiefe, dunkle Teich, die kargen, überwachsenen Hügel, der urwüchsige, verwilderte Wald - das spricht auch in uns die Furcht vor den Kräften der Natur an, vor dem Unbekannten das sich dort verbergen könnte.
Äußerlich kommt uns die Ausgabe des Elfenbein Verlags, für die es Gesamtausgabe mit Subskriptionsrabatt gibt, weiterhin mustergültig daher. Das kleinoktave Format liegt angenehm in der Hand, der Druck wie das Lektorat sind sorgfältig, die Titelillustration stimmig, Fadenheftung und Lesebändchen erfreuen des bibliophilen Lesers Herz.